1. Tiefe Demut! Wer kann Dich ermessen?
Der Sohn des Höchsten nach dem Abendessen,
nahm einen Schurz um, band ihn mit den Händen
um seine Lenden.
2. Nach diesem goss er Wasser in ein Becken,
den Jüngern seine Liebe zu entdecken,
wusch ihre Füße selbst, und tat es allen
mit Wohlgefallen.
3. Auch der Verräter ward nicht ausgeschlossen,
dem schon der Teufel Gift ins Herz gegossen,
dass er des Herren ewig teure Güte
um Geld verriete.
4. Die andern Jünger lassen´s willig gehen,
ob sie gleich Christi Sinn noch nicht verstehen;
nur Petrus will, zu hoch erstaunt vor Freuden,
dies nimmer leiden.
5. Herr, spricht er, sollst Du waschen meine Füße?
Das wäre schimpflich, wenn ich Dir´s zuließe:
Heut´ und in Ewigkeit wird´s niemand sehen
an mir geschehen.
6. Was hilft dich doch, sagt Christus, solch Verschwören?
Denkst du, umsonst sei dieses mein Begehren?
Was ich jetzt tu´, will ich dir nachmals zeigen;
jetzt sollst du schweigen.
7. Wasch´ ich dich nicht, so wirst du dich selbst trennen
von mir, und außer mir zur Hölle rennen.
Drum lasse, was nun über dich soll gehen,
getrost geschehen.
8. Herr, spricht der Jünger, ich bin nicht darwider,
wasch´ Haupt und Füße, Händ´ und alle Glieder!
Sollt´ ich mit solchem Schaden widerstreben,
wie könnt ich leben?
9. Es ist genug, spricht Jesus an den Füßen;
auf´s Haupt will ich dir jetzt kein Wasser gießen.
Ihr seid ja schon gewaschen und gereinigt,
mit mir vereinigt.
10. Doch wehe, nicht von Allen kann ich´s sagen;
ich weiß wen ich gewählt vor allen Tagen;
weh´ aber dem, der Satan sich lässt blenden,
und von mir wenden.
11. Als er nun dies vollbracht, zieht er hinwieder
die eignen Kleider an und setzt sich nieder:
Ihr Liebsten, spricht Er jetzt sollt ihr hören,
was ich will lehren.
12. Ein Beispiel hab´ ich euch hiermit gelassen,
das sollt ihr inniglich zu Herzen fassen;
ihr pfleget Herr und Meister mich zu nennen,
tut recht bekennen.
13. Ich bin eu´r Meister; darum sollt ihr schließen,
dass euch kein Liebesdienst je soll verdrießen;
tut, wie ich euch getan, als treue Brüder
und meine Glieder.
14. Der Knecht ist immer als sein Herr geringer,
es übertrifft der Meister seinen Jünger,
drum sollt vielmehr ihr euch in Demut üben,
euch herzlich lieben.
15. O selig seid ihr, wen ihr darnach ringet,
und dies, was ihr nun wisset, auch vollbringet!
Ihr werdet allen Jammer überwinden,
und Gnade finden.
16. O Jesu, lass mich stets hieran gedenken,
dass, wenn ein Judas mich auch wollte kränken,
dass ich mit Wohltat seinen Grimm vergelte,
und ihn nicht schelte.
17. Dass ich mich aller Christen stets annehme,
zu waschen ihre Füße, mich nicht schäme,
und ihnen Gutes tu´ in Deinem Namen,
Herr Jesu! Amen
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