Nicht einfach hat man es als Hirt',
mit einem Schaf, das sich verirrt.
Um vorzubeugen diesem Fall,
muss dieser stets und überall
die Schafe hüten mit Bedacht,
bis schließlich sie nach Haus gebracht.
Ein treuer Hirte irgendwo,
der machte dieses ebenso.
Er hütete tagaus, tagein,
ein hundert Schafe, ganz allein.
Und jeden Abend vor dem Schlafe
da zählte er die 100 Schafe.
Er nahm sich immer Zeit zum Zählen,
es durfte nämlich keines fehlen.
Doch eines Tages - was ist los,
da sind es 99 bloß.
Und alles Zählen hat kein' Zweck,
es bleibt dabei: ''Ein Schaf ist weg.''
Im Lauf des Tages ging's verloren,
bestimmt weit draußen vor den Toren.
So geht er los, es dunkelt schon,
und lauscht gespannt auf einen Ton.
Er sucht als erstes auf der Weide,
dann Feld und Wald und auf der Heide,
sucht in der Wüste kreuz und quer,
und runter auch, bis an das Meer.
Er stolpert über Stock und Stein,
und schließlich hört er etwas schrei'n.
Ganz aus der Ferne hört man's schwach,
beglückt folgt er dem Blöken nach.
Nach vielen sorgenvollen Stunden
hat endlich er das Schaf gefunden;
verletzt und hungrig - zum Erbarmen -
er trägt es heim in seinen Armen.
Die Freude ist nun übergroß,
er hält das Schaf in seinem Schoß.
Die Freude über dieses eine
ist größer noch wie über seine
geliebten Schafe, all die frommen,
die nicht vom Wege abgekommen.
Es bringt nun das verlorne Schaf,
nicht nur den Hirten um den Schlaf.
Obwohl schon lang' nach Mitternacht,
wird es im Dorf bekannt gemacht.
Er kann es nicht für sich behalten,
erzählt es Jungen und auch Alten.
"Mein Schäflein, das verloren war,
ich hab' es wieder - wunderbar!"
Er lädt gleich alle Nachbarn ein,
Verwandte, Freunde obendrein,
zum Tanzen, Trinken und auch Essen,
man wird dies' Fest wohl nie vergessen.
Und so man sich im Himmel freut,
wenn einen Menschen es gereut,
dass er um Gott sich nicht geschert,
den Egoismus hat verehrt.
Die Freude über diesen einen,
den seine Buße bringt zum Weinen,
ist größer noch, das ist nicht schlecht,
als 99, die gerecht.
|