Ein Mann steht im Tor, er schaut in`s Land,
beschattet die Augen mit knochiger Hand.
Der Sohn ist gegangen vor vielen Tagen
sein Glück zu suchen und zu erjagen.
Der Ruf des großen Babylon,
der zog ihn von Zuhaus davon.
Ein großer Held wollt er dort werden.
Die List und Tücke hier auf Erden,
die kannt er nur von dem Erzählen
Es schien ihm nur billig diesen Weg zu wählen.
Mit schwerem Herzen ließ der Vater ihn gehen,
hoffte im Stillen ihn wieder zu sehen.
Die Zeit verging, der Sohn blieb aus,
hat er es vergessen sein Vaterhaus?
Liebe und Freude, den Ernst des Lebens,
war alles umsonst, war alles vergebens?
Friede und Geborgenheit,
wer konnt sie ihm geben zu dieser Zeit ?
Und trug er auch schwer an der Last der Jahre,
waren auch grau die schütteren Haare,
beugt auch der Rücken zur Erde sich nieder
hofft er doch weiter: "Mein Sohn kommt wieder!"
Und in seinem Hoffen und Sehnen und Bangen
kommt eines Tages ein Mann gegangen.
Sein Schritt ist schwach, schwer fällt das Gehn,
sein Haupt ist verhüllt, das Gesicht nicht zu sehen.
Und durch seine Lumpen da weht der Wind.
Der Vater ahnt, da kommt sein Kind.
Er rennt ihm entgegen so schnell er vermag
er hat ihn erhofft, diesen einen Tag.
Sie sehen sich an schämen sich nicht,
dass Tränen decken ihr Angesicht.
Lang ist es still, es fällt kein Wort,
sie sind entrückt aus Zeit und Ort.
Der Vater hält den Sohn im Arm,
der spürt es deutlich, sein Herz wird warm.
Er sieht dem Vater ins Gesicht,
schwer sind die Worte die er spricht:
"Vater ich habe gesündigt vor Gott und vor dir.
Ich wag nicht zu bitten: Vergebe mir!
Ich bin nicht würdig dein Sohn zu heißen".
Er kann nicht mehr weiter es will ihn zerreißen .
Der Vater legt ihm die Hand auf den Mund,
nichts hält ihn zurück, er tut allen kund:
"Dieser mein Sohn, war tot und verloren,
dieser mein Sohn ist mir neu geboren.
Dieser mein Sohn wurd heute gefunden.
Lasset uns feiern in frölichen Runden!
Schlachtet das Mastkalb holt guten Wein,
kommt alle zusammen. Es sei niemand allein."
Bei fröhlichem Lachen und wirbelndem Reigen
das Herz des Bruders konnte nicht schweigen.
Er diente dem Vater tagaus und tagein,
nie gab ihm dieser Mastkalb noch Wein .
Nun steht er abseits mit seiner Wut.
Sie brennt so heiß, die böse Glut.
Zorn ist in ihm auf Bruder und Vater,
er fühlt sich elend, ihm ist's alles Theater
Der Vater ging zu ihm hinaus,
sprach sanft zu ihm, mahm ihn in`s Haus:
"Allezeit warst du bei mir, mein Kind
was ist da schon ein kleines Rind?
Alles was mein ist gehört doch auch dir.
Sei fröhlich mein Sohn mit dem Bruder und mir."
Ein Beispiel hat der Herr uns gegeben,
wie es oft so läuft im Leben.
Hochmut und Neid und Übermut
tun dem Leben nicht sehr gut.
Die Liebe des Vaters hat alle versöhnt,
nun Eintracht und Freude das Leben verschönt.
Wenn aus Söhnen solche Väter werden
herrscht Frieden in Deiner Gemeinde auf Erden!
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