Stolz sitzt Herodes auf dem Thron.
In einem selbstbewussten Ton
befiehlt er und ist doch bestrebt,
dass jedermann ihn ehrt und liebt.
Er ist nicht königlich gesinnt
und fragt nicht, was dem Volke dient,
was ihm zum Heil und Nutzen wäre.
Er sucht nur Menschengunst und Ehre.
Nie hat er für das Volk gelebt,
fragt nur: „Wie mach ich mich beliebt?“
So wird er ihm gern das gewähren,
was nied're Wünsche stets begehren.
Das Volk dankt ihm mit Schmeichelstimmen.
Nur hier und da kann man vernehmen,
dass einer einen Einspruch wagt
und tapfer „nein“ statt „bravo“ sagt.
Und unter denen, die nicht schmeicheln,
sind auch die Christen, die nicht heucheln.
Gefälschtes nennen sie nicht echt.
Das ist dem König gar nicht recht.
Drum quält er Christen hier und dort,
tötet Jakobus mit dem Schwert
und wartet, ob das Volk ihm wehrt.
Doch niemand kommt, der sich beschwert.
Er sieht, dass es dem Volk gefällt.
So fährt er ruhig fort und stellt
auch Petrus vors Gericht und lässt
ihn streng bewachen bis zum Fest.
Danach will er den Mann vorstellen,
will öffentlich das Urteil fällen,
das er sich wünscht und auch die Masse
betrogner Menschen auf der Straße.
Hat denn das Volk gar nicht bereut,
dass es doch erst vor kurzer Zeit
um Ostern einen Mann getötet,
der noch am Kreuz für es gebetet?
Doch Petrus wird es nie vergessen,
wie er in Hannas Hof gesessen
und seinen Freund verleugnet hat,
der so viel Gutes an ihm tat.
Es war ja zu der gleichen Zeit –
vor Ostern – als er tief bereut' –
Wie schmerzlich musste er erkennen,
dass wir uns selbst nicht trauen können.
Stolz kann nun Petrus nicht mehr sein.
Er traut und glaubt nur dem allein,
der göttlich zuverlässig ist,
dem treusten Freunde Jesus Christ.
Der wird ihn treu auch jetzt bewachen.
Er sieht ihn in Herodes Rachen
und kann ihn jederzeit befrei'n,
sollt es in seinem Plane sein.
Doch – hat er ihm nicht prophezeit,
dass einmal seine Lebenszeit
in einer Weise enden soll,
wie es Herodes heute will?
Zwar ist er noch nicht alt geworden,
man braucht ihn noch an vielen Orten.
Er darf des Herrn Gemeinde pflegen.
Als Vorbild ist er ihr ein Segen.
Gern möchte Petrus weiter wirken,
er soll ja seine Brüder stärken.
„Doch bei dem Herrn sein, wäre fein“,
denkt Petrus noch und schläft fest ein.
Die Freunde beten unterdessen.
Viel haben sie erlebt und wissen,
Gott kann auch diesesmal erhören,
kann Petrus aus dem Kerker führen.
Gern hätten sie ihn noch als Lehrer.
Er war für sie ein echter Führer.
Doch manche denken auch daran,
dass Gott ihn zu sich nehmen kann.
So bitten sie: „Ist dies dein Wille,
dann mache Petrus froh und stille.“
Der schläft jetzt zwischen zwei Soldaten.
Die können nur dem Leibe schaden.
Gefesselt ist er mit zwei Ketten.
Die Freunde aber wachen – beten.-
Und plötzlich ist der Kerker licht,
doch Petrus schläft und merkt es nicht.
Der Bote Gottes muss ihn wecken.
Da – Petrus kann sich wieder recken –,
die Ketten fallen von den Händen.
Der Engel will nicht Zeit verschwenden:
„Steh auf, und zieh dich an, ganz schnell!“
Er zieht sich an nach dem Befehl.
Er gürtet sich, zieht Schuhe an, –
fein, dass er sich bewegen kann!
Die Ketten hemmen ihn nicht mehr!
„Jetzt noch den Mantel, folge mir!“
Er folgt dem Engel durch die Wachen.
Ist's Wirklichkeit? Er kann's nicht sagen.
Er folgt ihm durch die erste Hut,
auch bei der zweiten geht es gut.
Ein Hindernis steht noch bevor –
schon öffnet sich das schwere Tor
zur Stadt. Sie gehn entlang den Straßen.
Doch Petrus kann noch gar nichts fassen –
da muss der Bote Gottes gehen.
Und so bleibt Petrus einmal stehen.
Jetzt erst kann er sich recht besinnen.
Er konnte der Gefahr entrinnen!
Ein Engel führte ihn heraus.
Bald steht er vor Marias Haus,
wo seine Freunde für ihn beten.
Er hört sonst nichts als leises Reden.
Er klopft. Magd Rhode kommt ans Tor
und horcht –. Wie, Petrus steht davor?
Anstatt ihn schnellstens einzulassen,
läuft Rhode fort, sie kann's nicht fassen,
dass Petrus wieder frei sein soll.
Sie ruft erregt und freudevoll:
„Denkt, Petrus steht da vor der Tür!“
Sie aber sagen: „Du bist irr!“
Man rätselt und fragt allerlei,
doch sie beteuert, dass er‘s sei:
„Er ist es wirklich, glaubt es mir.
Hört, er klopft wieder an die Tür!“
Da endlich lassen sie ihn ein.
Kann denn die Freude größer sein?
Petrus winkt ab, sie sollen schweigen;
er kann sich ja nur heimlich zeigen.
Dann lässt er alle Brüder grüßen,
dass sie um seine Rettung wissen.
Es ist noch Nacht. Petrus muss scheiden.
Wo geht er hin? Gott wird ihn leiten. –
Noch viele Jahre darf er wirken,
darf die Geschwister weiter stärken.
Und manchen Brief kann er noch schreiben.
Wie lang wird er bei ihnen bleiben?
Und eines Tages ist's so weit.
Petrus ist wieder gern bereit,
sein Leben für den Herrn zu lassen,
der für ihn litt. Von Gott verlassen
starb ja sein Herr, den er betrübte,
der ihn jedoch treu weiter liebte.
Kurz sind die Leiden dieser Zeit
im Blick auf jene Herrlichkeit,
die einmal offenbar soll werden
nach all dem Kummer hier auf Erden.
(nach Apostelgeschichte 12,1-24)
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