1. Herr, du erforschest mich,
dir bin ich nicht verborgen;
du kennst mein ganzes Tun,
mein Schaffen und mein Sorgen;
ja was die Seele denkt,
war dir bereits bekannt,
eh der Gedanke noch
vor meiner Seele stand.
2. Wo meine Füße gehn,
wo ich mich niederlege,
da bist du stets um mich
und siehest meine Wege;
du weißt ein jedes Wort,
du schaffest, was ich tu.
Erstaunt seh´ ich auf dich,
wie wunderbar bist du!
3. Wohin, wohin soll ich
vor deinem Geiste fliehen,
und wo kann deinem Aug
ich jemals mich entziehen?
Führ´ ich gen Himmel auf,
so bist du, Höchster, da;
führ´ ích zur Tief hinab,
auch dort bist du mir nah.
4. Wenn ich die Flügel nähm´
der lichten Morgenröte
und suchte, dich zu fliehn,
des Meeres fernste Öde,
doch hält auch dort mich fest
die starke Gotteshand,
die Erde, Luft und Meer
und jeden Raum umspannt.
5. Und spräch ich: Finsternis,
komm her, mich zu bedecken,
auch in der Nacht würd´ mich
dein heilig Auge schrecken.
Es ist die Finsternis
vor dir wie helles Licht,
die Nacht glänzt wie der Tag
vor deinem Angesicht.
6. Eh´ ich geboren war,
fingst du an mich zu lieben,
und meiner Tage Zahl
ward in dein Buch geschrieben.
Ich danke dir, daß du
mich wunderbar erschufst;
voll Wunder alles ist;
was du ins Leben rufst.
7. Wie köstlich sind vor mir
des Ewigen Gedanken!
Unzählbar sind sie mir,
sind ohne Maß und Schranken.
Mit Ehrfurcht will ich stets
auf dich, mein Schöpfer,sehn,
dir folgen und dein Lob,
so gut ich kann, erhöhn.
8. Erforsche mich, mein Gott,
und prüfe, wie ich´s meine,
ob ich dir folgsam bin
und nicht vielleicht nur scheine!
sieh, ob mein Fuß vielleicht
den bösen Weg betrat,
und hilf mir, daß ich geh´
allein den ewgen Pfad!
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