Hierauf ging Jona zur Stadt hinaus und ließ sich östlich von der Stadt nieder und machte sich daselbst eine Hütte und saß unter ihrem Schatten, bis er sähe, wie es der Stadt ergehen würde.
Da beorderte Gott, der HERR, eine Rizinusstaude, die wuchs über Jona empor, um seinem Haupt Schatten zu spenden und ihn von seiner üblen Laune zu befreien; und Jona freute sich sehr über den Rizinus.
Da beorderte Gott ein Würmlein, als die Morgenröte am andern Morgen aufstieg; das stach den Rizinus, daß er verdorrte.
Und als die Sonne aufging, beorderte Gott einen trockenen Ostwind, und die Sonne stach Jona aufs Haupt, so daß er ganz matt wurde; und er wünschte sich den Tod und sprach: «Es wäre besser, ich stürbe, als daß ich am Leben bleibe!»
Da sprach Gott zu Jona: Ist es recht, daß du so zürnst um des Rizinus willen? Er sprach: Ja, ich zürne mit Recht bis zum Tod!
Da sprach der HERR: Dich jammert des Rizinus, um den du dich doch nicht bemüht und den du nicht großgezogen hast, der in einer Nacht entstanden und in einer Nacht verdorben ist.
Und mich sollte der großen Stadt Ninive nicht jammern, in welcher mehr denn hundertzwanzigtausend Menschen sind, die ihre rechte Hand nicht von ihrer linken unterscheiden können; dazu so viel Vieh!
Jona, 4, 5-11
(Schlachter 1951)
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In der Fülle der Ernte ruht die Liebe versteckt.
Wohl dem, der diese Wahrheit im Herzen entdeckt.
Denn Augen, die vor Sattheit nicht mehr sehen
und Ohren, die vor Taubheit nicht verstehen,
führen in den “Acker der Herzenshärtigkeit“.
Die Folge ist ein Herz der Undankbarkeit.
Dennoch, kein Fall, wenn nicht Abfall, ist hoffnungslos.
Niemand frage: Was macht man da nur bloß? -
Ist auch der Herzensacker hart wie ein Stein,
ein Winzling, unscheinbar, gekrümmt, nicht gerade fein,
kann sich durch jeden Steinberg pflügen,
ja, ihn bekriegen in lieblich listigen Zügen,
ihn durchschlängeln, lüften und durchbohren,
nie aufgeben, nie sagen: Dieser Acker ist verloren! –
Was rede ich noch lange drumherum:
Jeder Acker braucht den richtigen Wurm!
Wie sollte wohl sonst die Frucht entstehen? -
Ohne den Wurm wird es niemals gehen.
Gar rechte Frucht muss es aber sein.
Nicht rosarot schillernd in falschem Schein.
Darin ruht nicht die Liebe versteckt,
wohl der Wurm, und der wird einmal entdeckt.
Der “VATER der Barmherzigkeit“ aber hat den Wurm gesetzt,
unauffällig arbeitend, doch wirksam bis jetzt,
in den “Acker des Herzens“ hinein, dem Gewissen,
um alle fleischlich sanften Ruhekissen,
in ihrem Lebensnerv heilsam zu verletzen,
ja, sie sogar der Glut der Sonne auszusetzen.
Der eigenwillige Jona durfte das erleben:
Ein kleiner Wurm tat sich im Wunderbaum regen,
und schon war alles schattige Wohlgefühl vorbei.
Doch, dieser Wurm war gesandt zum Heil.
Früchte der Barmherzigkeit wird der HERR durch ihn sehen.
Dazu wurde ER selbst ein Wurm. Wer kann diese Liebe verstehen? -
( Siehe Jona, 4, 5-11/Hiob 25, 6/Jesaja 41, 14 und Psalm 22, 7 )
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