1. Mittler, alle Kraft der Worte,
die du sprachst in hoher Pein,
vor der offnen Todespforte,
soll auch mir zum Segen sein,
mir mein Trost, wenn ich einst scheide,
meiner Seele Lust und Weide!
Nun ich so gerüstet bin,
kann ich froh zum Himmel ziehn.
2. "Vater," batest du, "laß diesen
ihren blinden Frevel nach!"
Edle Langmut, sei gepriesen!
Auch ich will nicht eigne Rach
wider meinen Nächsten hegen
und mir selbst den Weg verlegen.
Jesu, deine reiche Huld
tilge mein und seine Schuld!
3. Liebreich wiesest du dem Jünger
an dem blutgen Kreuze,
du großer Friedenswiederbringer,
deine arme Mutter zu.
gib, daß die, so ich verlasse,
treue Liebe auch umfasse,
und in deiner Lieb und Treu
eins des andern Zuflucht sei!
4. "Heute"- welch ein tröstlich Heute!-
"Heute", sprachst du, "soll gewiß
deine Seele nach dem Streite
sein mit mir im Paradies!"
Dieses lasse wie dem Schächer
so auch mir, o Todesrächer,
bricht der Augen matter Schein,
meiner Seele Leitstern sein!
5. " Ach, warum bin ich verlassen,
o mein Gott, mein Gott von dir?"
Jesu, wie ist dies zu fassen?
Klagst du so, wie geht´s dann mir?
Durch dein Klagen, durch dein Ringen
willst du meine Seele bringen,
trotz der Sünden Scheidewand,
in des Himmels Ruhestand.
6. Aber, "welch ein heißes Dürsten"
klagt der ausgedörrte Mund
meines reichen Lebensfürsten
noch in der Vollendungsstund!
Mir bei meiner Lippen Lechzen
und bei meiner Seele Ächzen,
wenn kein Trost sonst in der Welt,
bleibt zum Labsal dies bestellt.
7. Nun, nun ist das Heil erworben,
denn du sagst: Es ist vollbracht!"
Jesu, eh´ du noch gestorben,
leuchtet schon die Siegesmacht.
Laß nun immerhin geschehen,
was an Schmerzen auszustehen;
du, Vollender, bist in mir
und vollendet ich in dir!
8. "Vater," rufst du, " ich befehle
deinen Händen meinen Geist!"
Scheidet einst auch meine Seele,
so vertritt mich allermeist!
Wann der letzte Zug vorhanden,
lös mich aus des Todes Banden,
nimm, Herr, deines Pilgrims wahr,
stelle mich dem Vater dar!
9. Jesu, deine hohen Worte
fühl´ich froh in meiner Brust.
Ja, zum schönen Freudenorte,
dessen Trost mir nun bewußt,
will ich mich mit dir erheben,
dort bei dir, o Heiland, leben.
Zu der Selgen frohem Chor
heb, o Retter, mich empor!
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