1. Voller Wunder, voller Kunst,
voller Weisheit, voller Kraft,
voller Huld, Gnad und Gunst,
voller Labsal, Trost und Saft,
voller Wunder, sag ich noch,
ist der keuschen Liebe Joch.
2. Die sich nach dem Angesicht
niemals hier zuvor gekannt,
auch sonst im geringsten nicht
mit Gedanken zugewandt,
deren Herzen, deren Hand
knüpft Gott in ein Liebesband.
3. Hier wächst ein geschickter Sohn,
dort ein edle Tocher zu;
eines ist des andern Kron,
eines ist des andern Ruh,
eines ist des andern Licht,
wissens aber beide nicht,
4. bis solang es dem beliebt,
der die Welt im Schoße hält
und zur rechten Stunde gibt
jedem, was ihm wohlgefällt:
da erscheint im Werk und Tat
der so tief verborgne Rat.
5. Jeder findet, jeder nimmt,
was der Höchst ihm ausersehn;
was im Himmel ist bestimmt,
pflegt auf Erden zu geschehn,
und was denn so geschieht,
das ist sehr wohl ausgericht.
6. Laß zusammen, was Gott fügt,
der weiß, wie´s am besten sei.
Unser Denken fehlt und trügt,
sein Gedank ist mangelfrei,
Gottes Werk hat festen Fuß,
wenn sonst alles fallen muss.
7. Siehe frommen Kindern zu,
die im heilgen Stande stehn,
wie so wohl Gott ihnen tu,
wie so schön er lasse gehn
alle Taten ihrer Händ
auf ein gutes, selges End.
8. Ihrer Tugend werter Ruhm
steht in steter, voller Blüt;
wenn sonst aller Liebe Blum
als ein Schatten sich verzieht,
und wenn aufhört alle Treu,
ist doch ihre Treue neu.
9. Ihre Lieb ist immer frisch
und verjüngt sich fort und fort;
Liebe zieret ihren Tisch
und versüße alle Wort;
Liebe gibt dem Herzen Rast
in der Müh und Sorgenlast.
10. Gehts nicht allzeit, wie es soll,
ist doch diese Liebe still,
hält sich in dem Kreuze wohl,
denkt, es sei des Herren Will,
und versichert sich mit Freud
einer künftig bessern Zeit.
11. Unterdessen geht und fließt
Gottes reicher Segensbach,
speißt die Leiber, tränkt den Geist,
stärkt des Hauses Grund und Dach,
und was klein, gering und bloß,
macht er mächtig, viel und groß.
12. Endlich, wenn nun ganz vollbracht,
was Gott hier in dieser Welt
frommen Kindern zugedacht,
nimmt er sie ins Himmelszelt
und drückt sie mit großer Lust
selbst an seinen Mund und Brust.
13. Nun so bleibt ja voller Gunst,
voller Labsal, Trost und Saft,
voller Wunder, voller Kunst,
voller Weisheit, voller Kraft,
voller Wunder, sag ich noch,
bleibt der keuschen Liebe Joch.
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