1. Heiland, deine Menschenliebe
war die Quelle deiner Triebe,
die dein treues Herz bewogen,
dich in unser Fleisch gezogen,
dich mit Schwachheit überdecket,
dich vom Kreuz ins Grab gestrecket.
O der ungemeinen Triebe
deiner treuen Menschenliebe!
2. Über seine Feinde weinen,
jedermann mit Hilf erscheinen,
sich der Blinden, Lahmen, Armen
mehr als väterlich erbarmen,
der Betrübten Klagen hören,
sich in andrer Dienst verzehren,
sterben für die ärgsten Sünder ,
das ist Lieb, o Menschenkinder!
3. O du Zuflucht der Elenden,
wer hat nicht von deinen Händen
Segen, Hilf und Heil genommen,
der gebeugt zu dir gekommen?
O wie ist dein Herz gebrochen,
wenn dich Kranke angesprochen!
O wie pflegest du zu eilen,
das Gebetne mitzuteilen.
4. Die Betrübten zu erquicken,
zu den Kleinen sich zu bücken,
die Unwissenden zu lehren,
die Verführten zu bekehren,
Sünder, die sich selbst verstocken,
täglich liebreich zu sich locken,
war mit Schwächung deiner Kräfte
dein gewöhnliches Geschäfte.
5. O wie hoch stieg dein Erbarmen,
da du für die ärmsten Armen
dein unschätzbar teures Leben
in den ärgsten Tod gegeben,
da du in der Sünder Orden
aller Schmerzen Ziel geworden
und, den Segen zu erwerben,
als ein Fluch hast wollen sterben.
6. Deine Lieb hat dich getrieben,
Sanftmut und Geduld zu üben,
ohne Schelten, Drohen, Schlagen
anderer Schmach und Last zu tragen,
allen freundlich zu begegnen,
für die Lästerung zu segnen,
für der Feinde Schar zu beten
und die Mörder zu vertreten.
7. Demut war bei Spott und Hohne
deiner Liebe Schmuck und Krone;
diese machte dich zum Knechte
einem sündlichen Geschlechte,
diese war gleich wie die Tauben
ohne Falsch, voll Treu und Glauben,
mit Gerechtigkeit gepaaret,
durch die Vorsichtigkeit bewahret.
8. Komm, laß deine Liebe decken
meiner Sünden Meng und Flecken!
Du hast das Gesetz erfüllet
und desselben Fluch gestillet;
laß mich wider dessen Stürmen
deiner Liebe Schild beschirmen!
Heilge meines Herzens Triebe,
salbe sie mit deiner Liebe!
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