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1. Dass Du mich erniedrigt hast,
will ich Dir, Du Höchster, danken.
Unser Herz verliert sich fast
und vergisst die engen Schranken;
aber Du machst alles klein,
was verlanget, groß zu sein.
2. Du hast recht, wir haben schuld;
Du bist heilig, wir sind Sünder!
Du beweisest Vaterhuld,
züchtigst aber auch die Kinder,
machst die stolzen Herzen bloß
und die demutsvollen groß.
3. Drücktest Du nicht unsern Sinn
durch die Not fein in die Tiefe,
o, wo flögen wir noch hin?
Und wer ist, der zu Dir riefe?
Aber im Erniedrigtsein
lernt man aus der Tiefe schrei'n.
4. Du machst dürr und gibst doch Saft,
Du machst arm, uns viel zu geben,
in der Schwachheit Deine Kraft,
in dem Tode selbst das Leben.
Ich bin elend, führ mich Du
aus der Tiefe himmelzu!
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(Autor: Philipp Friedrich Hiller (1699 - 1769))
Dein Wille geschehe ...
Empfohlen hat Jesus dir selbst ein Gebet,
wer's spricht - der ist sicher, das alles recht geht!
"Dein Wille geschehe!" - o sag es zum Herrn,
und du wirst es sehen, Er leitet dich gern!
Auf dieses Gebet hin gibt Gott dir die Kraft,
zu schweigen, wo man dich deswegen verlacht,
wo man dir mißtraut, wo man dich nicht versteht,
nicht glaubt, dass es dir nur um Gottes Ziel geht.
Und dieses Gebet, wenn's von Herzensgrund kommt,
bewirkt, dass das Schwere die Seele dir frommt,
gibt Kraft das zu tragen, was sonst dir dein Herz
gebrochen schier hätte durch Trübsal und Schmerz.
Willst du diese Ruhe und dieses Vertrau'n?
Vergiß nicht, im Glauben zu Gott aufzuschau'n!
Dann gib Gott dir Kraft, gleich, wie schwer es dir geht,
zu beten, dass nur Gottes Wille besteht.
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(Autor: Katja Sawadski) Copyright © by Katja Sawadski, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Deine Wege zu Psalm 119,67
Herr, lass mich Deine Wege gehen,
in Deiner Obhut aufrecht stehen.
Was ist Dein Wille für mein Leben?
Kannst Du mir klare Weisung geben?
Zeig mir die Sünde, die ich getan
und nimm Dich Deines Kindes an!
Ich hab‘ Dir vieles abzubitten,
bin Deiner Führung oft entglitten.
Weit fort von Dir, da war ich schon,
so fern wie der verlorene Sohn.
Ich lief hinein in mein Verderben,
ganz unten war ich und wollte sterben.
Da wandtest Du Dich zu mir Armen,
voll Mitleid, Gnade und Erbarmen.
Kamst mir auf meinem Weg entgegen,
durft‘ meine Arme um Dich legen!
Zurück bin ich im Vaterhaus,
ich reiße niemals wieder aus.
Denn nur bei Dir ruh‘ ich in Frieden,
das größte Glück, das mir beschieden!
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(Autor: Johannes Kandel) Copyright © by Johannes Kandel, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Demut zu 1. Petrus 5,5
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Demut ist ein Werk des Herrn. - Hast du Demut angezogen?
Gott, der Herr, gibt sie dir gern, denn Er ist dir sehr gewogen.
Demut ist des Christen Zeichen. Man erkennt daran ihn gut.
Und der Stolz muss darob weichen, wenn Gott Sein Werk an uns tut.
Jesus war ein Mann des Glaubens, war gehorsam und getreu.
Seine Liebe wirkte Wunder, viele Menschen wurden neu.
Jesus sagte: " Lernet von mir! Demut ist der Menschen Zier.
So wie ICH bin sollt ihr leben. Gott, der Herr ist mein Panier.
Ich gehorche meinem Vater, und Sein Wort ist Weisung mir.
Er ist Schild mir und Berater. Er hat eine off`ne Tür.
Jeder Mensch der Demut übet ist ein Freund des Vaters mein.
Und wer seinen Nächsten liebet wird geehrt im Himmel sein."
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(Autor: Heinrich Ardüser) Copyright © by Heinrich Ardüser, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Der Sommer ist dahin
Der Sommer ist dahin, die Blätter fallen nieder
und meinem Herz entfährt ein stummer Schrei:
Wie wird die Ernte sein von meinem Leben?
Kann ich dem Herrn und Heiland etwas geben?
Du, Herr, hast mich mit viel Geduld
gepflanzt, gepflegt und rechtzeitig begossen
hast voller Liebe stets das Störende beschnitten
und dabei oft viel mehr als ich gelitten.
Doch ich, ich wollte mich nicht fügen
hab voller Stolz mich mit der Blätterpracht begnüget
und nun ist sie dahin, die Pracht
und ich hab nichts als Blätter nur gebracht.
Vergib, o Herr, vergib den Eigensinn und Stolz
Du hast für mich gelitten auf dem Holz.
Hilf mir, o Herr, mit Demut und Geduld
für dich zur Ehre leben jede Stund.
Dass ich fortan nicht rühme mich der Blätterpracht,
sondern mit Ernst auf Früchte gebe acht,
die Du in mir alleine wirken kannst
und dir allein gebührt die Ehr und Dank!
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(Autor: Lori Runkowsky) Copyright © by Lori Runkowsky, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Du regierst, mein Gott
1. Du regierst, mein Gott! O, dass ich frei
von Furcht vor Menschen sei!
Ob die ergrimmen,
sie können mir nicht krümmen
ein Haar des Haupts.
2. Du regierst, und ich bin völlig frei,
kann folgen ohne Scheu
an jedem Orte
dem sichern, heil'gen Worte,
das Du mir gabst.
3. Furchtlos steh' ich unter Deiner Hand,
zerreiße jedes Band,
das mich soll binden
durch den Betrug der Sünden -
weich von mir, Feind!
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(Autor: J. Köbner (1806 - 1884))
Durch Demut an Größe gewinnen
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Ein göttliches Geheimnis steht geschrieben, für uns Menschen in der Schrift.
Von König David sind geblieben, viel wunderbare Heilsgedanken uns verbrieft.
Denn David war ein Segensträger, im Dienste göttlicher Majestät.
Seine Taten schrieb einst auf er, für jeden, der den Weg des Glaubens geht.
David lehrte wichtige Weisung, dass Demut sei ein groß Geschenk.
Er legte es uns sehr ans Herzen, dass man an das des öftern denk`.
Denn Gott will, dass wir Demut üben, Ihm willig dienen Tag und Nacht.
Des Herren Lob zu mehren trachten, und auf Sein Ruhm seien bedacht.
Gott widersteht dem Hochmutsmenschen, und Stolz, der kommt ja vor dem Fall.
Dem Demutsmenschen aber hilft Er, begleitet ihn auch überall.
So trachten wir getrost nach Demut, erflehen sie all Tag vom Herrn.
So wird Er uns bestimmt erziehen. Er offenbart sich uns auch gern.
Oh, - tief Geheimnis, das der Demut ! "Wenn Er mich demütigt, bin ich groß.
Allein durch Jesu heil`gem Kreuzblut, bin ich all meine Sünden los.
Macht Er mich klein, -- wird Er mir größer, er Seine Kraft mir offenbart.
Im Blick auf Ihn bin ich gelöster, mir wird viel Elend auch erspart."
Und wenn wir einst als Überwinder, versammelt vor dem Throne stehn.
Dann dürfen wir, - die Gotteskinder, auf ewig Seinen Weg verstehn.
War auch nicht immer lauter Freude, der Weg auf Erden, - lass nur sein!
Bald stehen wir auf Himmelsstrassen, und gehn zur ew`gen Freude ein.
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(Autor: Heinrich Ardüser) Copyright © by Heinrich Ardüser, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Gern in alles mich zu fügen
1. Gern in alles mich zu fügen,
mich der Stille still zu freu'n;
ohne Worte, mit Vergnügen
aller Knechte Knecht zu sein:
Nie mit Gaben stolz zu prangen,
Menschenruhm nie zu verlangen:
Diese Weisheit fleh' ich mir,
hocherhabner Gott, von Dir!
2. Unbekannte Wege wandeln,
Wege, die Dein Äug' nur kennt,
Stille dulden, schweigend handeln,
wo kein Menschenmund mich nennt:
Das, Du freundlicher Gewährer,
aller Demut Quell und Lehrer,
Jesus Christus, lehre mich –
still und schweigend seh'n auf Dich!
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(Autor: Johann Caspar Lavater (1741 - 1801))
Gott erhört Gebet
Werde still, falt deine Hände,
bring dein Herz Gott im Gebet,
glaube, dass Er bringt die Wende,
weil Er über allem steht.
Gott hat auch gezählt die Haare,
die auf deinem Haupte sind,
Er hat festgelegt die Jahre,
die ein Haschen sind nach Wind.
Gott kennt deinen großen Schmerz,
weil Er selbst hat hier gelebt,
weiß zu trösten stets dein Herz,
dass ganz tief nur nach Ihm strebt.
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(Autor: Brunhilde Rusch) Copyright © by Brunhilde Rusch, www.christliche-gedichte.de
GOTTES Führen stillhalten
So oft Vater, kann ich dein Führen nicht verstehn,
kann in dem ganzen Leid den Sinn nicht sehn.
Dennoch möcht ich dir nur vertrauen,
möcht auf deine Hilfe bauen.
Du richtest mich auf, du gibst mir Kraft,
ohne dich hätte ich vieles nicht geschafft.
Ich darf in Schwachheit vor dich treten
und weiß, dass viele mich mittragen und beten.
Du bist mein Fels, du wankest nicht,
Wenn auch so vieles im Leben zerbricht.
Du bist das Licht an jedem Tag,
dass ich im Dunkeln nicht verzag`.
Und wenn das Leben immer einfach wäre?
Kämst du, mein Herr, dann genauso zur Ehre?
Was würde dann erfüllen mein Leben?
Würd` ich dich loben, ehrn und erheben?
Würde ich dann meine Schwachheit seh`n?
Würde ich inniglich zu dir flehn?
Nein, wenn ich durch viel Leiden gehe,
ziehst du mich liebevoll in deine Nähe.
D`rum möchte ich ganz dir halten stille,
tu mit mir, was ist dein Wille.
Reinige mich, dass ich einst bestehe vor dir,
auch wenn es viel Schmerzen bereitet hier.
Auf dein Kommen darf ich mich jeden Tag freu`n,
darf dann ohne Sorgen, Angst, Schmerzen bei dir sein.
Das ist der Grund meiner tiefen Freude
trotz allem Leid schon hier und heute.
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(Autor: Manuela Fay) Copyright © by Manuela Fay, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Herr Jesu Christ, mein Licht und Leben
1. Herr Jesu Christ, mein Licht und Leben,
erneure meinen Geist samt Leib und Seel.
Dir, dir hab ich mich ganz ergeben,
mit meiner Seel dich inniglich vermählt.
Ach nimm dich meiner Seele herzlich an
und zeig mir, führe mich die Lebensbahn.
2. Und weil ich auch allhier noch lebe,
so gib mir deinen heilgen guten Geist,
daß ich in deinem Willen schwebe
und tue nur, was du, mein Gott, mich heißt.
Ach nimm dich meiner Seele allzeit an
und führe mich, führ mich auf ebner Bahn.
3. Mein Jesu, laß mich mit dir sterben
und mit dir leben in der Ewigkeit;
was sündlich ist, laß ganz verderben;
ach mache mich, mein Gott, doch bald bereit.
Ach nimm, ach nimm dich meiner Seele an,
und führe mich, führe mich die Lebensbahn.
4. Wenn ich von außn und innen leide Anfechtung,
Schmach, Verfolgung, Angst und Pein,
so gib, daß ich stets bleib in Freude
und allzeit könne gutes Mutes sein.
Ach nimm dich meiner Seele treulich an,
so fehl ich nicht, ich geh die rechte Bahn.
5. O Jesu Christ, Heil der Menschen,
o wahrer Gott von aller Ewigkeit,
die Sünde wollst du ganz versenken,
die sich in mir noch regt zu dieser Zeit.
Ach nimm dich meiner Seele herzlich an
und führe mich, führ mich die Lebensbahn.
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(Autor: Autor unbekannt (1705)
Herr, beuge mich, wie Du das Korn
1. Herr, beuge mich, wie Du das Korn,
das goldne, beugst im Morgenhauch.
Vor deines Heilgen Geistes Weh’n
da beuge mich in Demut auch!
2. Und wenn das trotzig Herz sich wehr,
dem Geist zu folgen, wenn Er wirkt,
so komm im Feuer, Kraft des Herrn,
verbrenne, was sich Dir verbirgt!
3. Wie sich die Welle vor dem Sturm
tief beuget, beuge mich vor Dir,
und wie am Ufer sie zerschellt,
gib im Zerbrechen Segen mir!
4. Herr, beuge mich! Wie Du den Lauf
der Ströme hältst in deiner Hand,
so leite Ströme deiner Kraft
dahin, wo jetzt noch dürres Land!
5. Wie sich die Rebe beugt und fügt,
wie sie der Gärtner haben will:
gib, dass ich nichts mehr suche selbst,
nein, Dir mich beuge froh und still.
6. Herr, beuge mich! Mach aus dem Ton,
der doch zu nichts sonst für Dich wert,
ein Dir gebräuchliches Gefäß,
das Dich gebeugt in Demut ehrt.
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(Autor: Lucy Ann Bennett (1850 - 1927))
Hinab geht Christi Weg
1. Hinab geht Christi Weg. Und du und dein Beginnen
willst aus vermessnem Stolz bis an des Himmels Zinnen,
steigst ungenügsam auf? Dein Heiland stieg herab!
Wer mit ihm aufwärts will, muss erst mit Ihm hinab.
2. Darum, mein Sinn, hinab! Verlerne nur dein Steigen!
Was leicht ist, hebt sich schnell; was schwer ist, muß sich beugen.
Die Quelle, die sich senkt, vermehret ihre Hab
und wird zuletzt zum Strom; drum, mein Sinn, hinab!
3. Hinab, mein Aug, hinab! Gott selbst schaut hernieder
vom Thron aufs Niedrige; der Stolz ist ihm zuwider.
Je höher hier ein Aug, je näher ist’s dem Grab
und sinkt in Todesnacht; darum, mein Aug, hinab!
4. Hinab, ihr Händ, hinab! Hier stehen arme Brüder;
neigt euch zur Niedrigkeit und labet Christi Glieder!
Greift nicht in hohe Luft nach Ruhm und stolzer Hab!
Christ tat den Ärmsten wohl; darum, ihr Händ hinab!
5. Hinab, mein Herz, hinab! So wird Gott in dir wohnen;
die Demut lohnet Er mit goldnen Himmelskronen.
Im Demutstale liegt des Heilgen Geistes Gab;
O wohl dem, der sie sucht! Darum, mein Herz, hinab!
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(Autor: Andreas Ingolstätter (1633 - 1711))
Ich will in Gott mich fassen
1. Ich will in Gott mich fassen
und stille, stille sein;
dann bin ich nicht verlassen
in herbster Not und Pein,
dann geht auf meinem Pfade,
wie dunkel er auch wär´,
ein Bote seiner Gnade,
ein Engel vor mir her.
2. Er trägt in seinen Händen
ein wunderhelles Licht,
mir süßen Trost zu spenden
und reine Zuversicht.
Von solchem Licht geleitet
fühl´ ich die Furcht gebannt,
denn über mich gebreitet
ist Gottes Vaterhand.
3. Zur Rechten und zur Linken
mag der Versucher nahn,
mich lockt sein schmeichelnd Winken
nicht hin auf seine Bahn;
wie fänd´ ich dorten Frieden,
hätt´ ich mich falschgesinnt
von Gottes Huld geschieden,
ein ungehorsam Kind?
4. Mein Herz will ich bewahren
dem, der es treulich liebt,
auch wenn er mit Gefahren
zur Prüfung mich umgibt.
Er will die Kraft mir stärken,
sie kommt von ihm allein;
in Worten und in Werken
soll ich sein Zeuge sein.
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(Autor: Julius Hammer (1810 - 1862)
Je kleiner ich, je größer Du
1. Je kleiner ich, je größer Du:
O Jesu, mach mich klein,
nimm Du in meinem Herzen zu,
ja nimm Du ganz es ein!
2. Je größer ich, je kleiner Du!
Bin ich mir selbst genug,
so acht ich Dich, mein Heil, gering
und fall in bösen Trug.
3. In allem willst Du alles sein:
sei alles auch in mir!
Ach wie so vieles hab ich noch,
was, Herr, nicht ist von Dir!
4. O stürz von jeder Höhe mich,
darauf ich mich gestellt;
lass mich mir selbst gestorben sein,
gekreuzigt sein der Welt!
5. Ja, mache mich, o Herr, recht klein,
so wächsest Du in mir.
Und was die ganze Welt nicht gibt,
das find ich dann in Dir.
6. Dann bin ich reich, Du bist es ja,
bin groß, denn Du bist groß,
und bin ich Dir, o Du mein Heil,
von Tod und Sünde los.
7. Je kleiner ich, je größer Du:
- o Jesu, mach mich klein!
So find ich in Dir süße Ruh
Und bin auf ewig Dein.
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(Autor: Adolf Moraht (1805 - 1884))
Keuscher Jesu, hoch von Adel
1. Keuscher Jesu, hoch von Adel,
unbefleckter Gottessohn,
züchtig, heilig, ohne Tadel!
Sieh, ich fleh' vor Deinem Thron:
O Du Krone keuscher Jugend,
schenke mir die wahre Tugend!
Dass ich heilig, keusch und rein,
wie Du wärest, möge sein!
2. Ach, es ist mir angeboren
Sündengift, Unreinigkeit;
aber Du bist auserkoren,
unbeflecket ist Dein Kleid;
Du hast nichts von dem Verderben,
das die Menschenkinder erben;
Du bist aus dem reinen Geist,
den der Himmel heilig preist.
3. Komm, mich Armen zu vertreten,
der ich oft die Zucht gefloh'n!
Herr, Dein Weinen und Dein Beten
tilge den verdienten Lohn!
Soll es nach dem Rechte gehen,
o, so ist's um mich geschehen —
Dein für mich vergoss'nes Blut
sei für diese Wunden gut!
4. Wird mir's nicht von oben geben
Deiner Gnade Überfluss,
so kann ich nicht züchtig leben.
O drum, fall' ich Dir zu Fuß!
Woll'st ein reines Herz mir schaffen,
reichen mir der Keuschheit Waffen!
Ach, mein Heiland, stoß mich nicht
weg von Deinem Angesicht!
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(Autor: Jakob Baumgarten (1668 - 1722))
Liebster Vater, soll es sein
1. Liebster Vater, soll es sein,
daß ich heut an diesem Tage
letztmals mit Gebet erschein
und dir meine Not vortrage,
ach so reichte meine Sinnen
zu den hohen Himmelszinnen.
2. Tausend und viel tausend mal
sei du, Vater, hoch gepriesen,
daß in deiner Kinder Zahl
du mir eine Stell gewiesen,
daß ich dich hab lernen kennen
und in Christo Vater nennen.
3. Heilig, heilig, heilig sei
deines Namens Ehre,
deine Güte mancherlei,
deine Kraft und wahre Lehre!
Ich will dich dort ewig loben,
wenn ich bin zu dir erhoben.
4. Dein Reich hast du auch zu mir
hier in Gnaden lassen kommen,
mich berufen und zu dir
aus des Satans Macht genommen;
Jesus hat mir Heil und Frieden
durch sein Blut und Tod beschieden.
5. Darum wart ich mit Begier
ganz getrost auf´s Reich der Ehren,
nichts durchaus mehr ist allhier,
das mich soll davon abkehren;
komm, o König, laß erscheinen,
was ich wünsch und all die Deinen.
6. Deinem Willen tu ich mich
ganz zu einem Opfer geben.
Hab ich hier nicht völliglich nach
demselben können leben,
so werd ich doch dort erfüllen
mit den Engeln deinen Willen.
7. Täglich Brot und allerlei,
was zu meinem Stand gehöret,
hast du, Vater, mild und treu
mir zeitlebens auch bescheret;
nun du Himmelsbrot willst geben,
laß ich gern dies arme Leben.
8. Bleiben gleich die Meinen hier,
die mich länger möchten sehen,
weiß ich doch, daß nur bei dir
steht ihr Weh und Wohlergehen.
Ich befehle deiner Güte,
was mir lieget im Gemüte.
9. Nur, o Vater, laß du mir
alle Schulden sein vergeben,
daß ich rein und frei zu dir fahr
aus diesem Sündenleben.
Jesus hat mir Gnad erworben,
mit ihm ist die Schuld gestorben.
10. So vergeb ich auch gar leicht,
wie du, Vater, hast geheißen;
aller Zorn und Rach entweicht,
ich will lauter Lieb erweißen;
weil du, Gott, so viel erlassen,
will ich Mensch auch niemand hassen.
11. Rückt der letzte Kampf herzu,
tobet heftig Sünd und Hölle,
daß sie mir die Himmelsruh
raub und meinen Glauben fälle,
so steh du auf meiner Seiten,
die Versuchung zu bestreiten.
12. Mach mich alles Übels los,
gib der Sündennot ein Ende!
Ich ergebe ganz und bloß
mich in deine Vaterhände;
wollest mich von allem Bösen,
wie du weißt und kannst, erlösen.
13. An dem allen zweifl ich nicht,
denn du bist der Himmelskönig;
zu dir ist die Zuversicht,
der Welt und Höll ist dir zu wenig,
deine Kraft wird ewig stehen,
dein Herrschaft nie vergehen.
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(Autor: Veit L. v. Seckendorf (1626 - 1692)
Mit einem tiefgebeugten Sinn
1. Mit einem tiefgebeugten Sinn
fall' ich vor meinen König hin;
bedenk' ich meinen Lebensgang,
so regt sich Schmerz und Freud' und Dank;
ich fühl' mich elend, arm und mangelhaft,
beschämt und doch begnadigt und voll Kraft.
2. Die Beugung kommt von seinem Kuss
und seiner Gnade Überfluss;
die tiefe Scham entsteht daher,
dass ich Ihn noch nicht liebe mehr;
die Kraft hingegen und den Glaubensmut
verschafft mir sein Verdienst und teures Blut.
3. Gottlob! dass seine Gnadenhand
mich suchte, zu sich zog und fand;
Gottlob! dass Er mich sein stets nennt
und Ihn mein Herz als meinen kennt!
Gottlob! dass Er sein Wort beständig hält;
nun glaub' ich mich mit Ihm schon durch die Welt.
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(Autor: Anna Nitschmann (1715 – 1760))
O, wirf dich hin zu Jesu Füßen
O, wirf dich hin zu Jesu Füßen,
umschlinge sie mit Kindestreu'!
So wird dein Herz mit Tränengüssen
erfahren, daß Er freundlich sei;
So wird der Tag dir selig enden,
so stehest du im Abendlicht
lobpreisend mit erhobnen Händen
vor deines Gottes Angesicht!
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(Autor: Albert Knapp (1798 - 1864))
Wahre Größe
Ist das vielleicht „Persönlichkeit“,
wenn man den andern sieht mit Neid?
Gemeinsam wollte man doch siegen
und keine Höhenflüge kriegen.
Die Kleinen wollte man bemuttern,
nun will man sie gern unterbuttern,
aus Furcht sie würden ernst genommen
und einen guten Preis bekommen.
Dann fiele man vielleicht mitunter
vom Treppchen eine Stufe runter.
Man wär’ nicht mehr, was man wollt’ sein,
und ständ’ im Licht nicht mehr allein.
Das Ego kann’s wohl schlecht verdauen,
kann man nicht mehr von „oben“ schauen,
allein genießen den Applaus,
als Zweitbesetzung geh’n nach Haus.
Man sieht die Konkurrenz im „Kleinen“,
doch dieses Denken ist zum Weinen.
Wahre Größe ist bescheiden
sie hat’s nicht nötig zu beneiden.
Sie bleibt in ihrem Herzen klein,
steht auch nicht gern im Rampenschein.
In einem Sprichwort heißt es schon,
ohne Spott und ohne Hohn:
„Wer da gar zu hoch gestiegen,
kann auch leicht herunterfliegen.
Höflich und bescheiden sein,
macht dich beliebt bei Groß und Klein.“
***
Ich danke Gott für mein Talent
und jeder weiß, der mich nun kennt,
dass ich bereit bin, ihm zu Ehren,
diese Gabe zu vermehren.
Bescheiden bitte ich ihn gern:
„Lass leuchten auch den kleinen Stern
und hilf, dass ich daran stets denk –
auch Erfolg ist ein Geschenk.“
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(Autor: Anette Esposito) Copyright © by Anette Esposito, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
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