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christliche-gedichte.de - 19.04.2024
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Die bittende Witwe

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Er sagte ihnen aber ein Gleichnis davon, daß man allezeit beten und nicht laß werden solle,...

Lukas 18,1 - 8 (Luther 1912)


Ein Kernbereich des Glaubens: Wir sollen Gott bitten

In einem Ort, fern ab der normalen Route,
zu dem man nur kommt mit Esel oder Stute,
in dem Ort gleich neben einem alten Dichter,
lebte einst ein knorriger und böser Richter,

den alle Bewohner stets begrüßten
damit sie seine Laune was versüßten,
vor allem vor einem Gerichtstermin,
weil das allen Beteiligten sinnvoll schien.

Dieser Richter achtete nicht aufs Recht
noch darauf, wem es ging zu Unrecht schlecht.
Auch kam dem Richter niemals in den Sinn:
Geh doch zu den Geschädigten mal hin

und helfe ihnen aus der großen Not,
zu ihrem Eigentum, Trank und Brot.
Das Recht galt ihm stets dem zu geben,
der ihm verhalf besser zu Leben,

Dies waren nun mal nur die sehr Reichen
die sich so das Recht konnten erschleichen,
sie gaben dem Richter gern die Hand,
wonach dieser ne Münze darin fand.

Und da das Dorf abseits gelegen
hatte es sich auch nie begeben,
dass jemand käme nach zu sehen
wie es mit dem Recht würde stehen.

Er sah von der oberen Hierarchie
Abgesandte oder Kontrolleure nie.
Drum richtete er auch wie er wollte,
jedoch nie so wie er es sollte.

Doch Schluss jetzt mit dieser Vorgeschicht,
wir kommen nun zu einem Gericht,
oder besser: das noch kommen sollte,
weil es eine arme Witwe wollte.

Denn dieser Witwe ging es sehr schlecht,
erst starb der Mann - dann hatte der Knecht
die Gunst der Stunde gleich ergriffen
und auf Treu und Tugend laut gepfiffen

und die Barschaft an sich gerissen,
die bald die Witwe tat vermissen.
Zu alledem - jetzt war er ja reich -
verklagte er nun die Witwe gleich,

auch Hof und Gut ihm abzutreten,
mit Ochs und Rind und den Geräten.
Auch behauptete er mit festem Ton,
ihm allein obliege die Verwaltungsfunktion,

das hätte ihr Mann ihm damals gesagt,
dazu fälschte er schnell noch den Vertrag,
um alles nun an sich zu bringen,
darum war er nun stark am Ringen.

Die Witwe lief gleich zum Richter hin
und hatte dabei ganz klar im Sinn,
ihr Recht nun schnellstens einzuklagen
und dem Richter den Vorfall vor zu tragen.

So lief sie hin, und als sie stand vor
des Richters Haus an dessen Eingangstor
fing sie auch sogleich zu klopfen an
so wild und heftig wie sie nur kann.

Drinnen war jedoch unterdessen
der Richter noch vergnügt am Essen,
und fühlte sich nun dabei gestört
und rief daher dem Knecht zu ganz empört:

"Sieh nach, was der Grund ist von dem Radau,
und komm und sag es mir dann ganz genau!"
Der Knecht ging hin und ließ sich sagen,
was sich bei der Witwe zugetragen.

Zurück zum Richter ging er dann geschwind
erzählte von der Witwe und dem Kind,
dass diese Not zu leiden haben
und wer verursacht diesen Schaden.

Bis hierher hat der Richter zugehört,
doch nun ist er dann doch sehr empört,
als der Knecht dazu noch erwähnte
dass in deren Geldsack Leere gähnte

und die Witwe kein Geld kann bringen
und nichts wird mit dem Geldesklingen:
"Wieso ist die Frau nur so unverfroren,
die Suppe schmeckt gleich wie vergoren,

wie kann man nur so unverschämt sein,
lass dieses Weib bloß nur nicht herein!
Schick die Frau weg von unserem Tor,
hoffentlich kommt so was nicht wieder vor!"

Doch dies war grad der Witwe Sinnen,
schließlich wollte sie hier gewinnen.
Zwar ging sie fort - doch nicht von Dauer -
da wurde der Richter erst recht sauer,

denn schon kam sie mit Kind und Kegel,
war dies für sie auch nicht die Regel,
und schrie vorm Haus ganz unverdrossen,
nach ihrem Recht, das sie gern genossen,

dazu, da der Hunger schon sehr groß,
schrieen jetzt auch ihre Kinder los.
Es wurde so langsam peinlich schon,
vor allem wegen dem lauten Ton,

den die Nachbarn zu hören bekamen
und dadurch alles zur Kenntnis nahmen
was hier so im Gange war und mehr,
das störte nun doch den Richter sehr.

Am nächsten Tag, so zur Mittagszeit
sah man dann den Richter sehr gescheit
mit seinen Freunden im Gasthaus klönen
bei Musik und lieblichen Tönen,

schon geht die Tür auf und - ja genau,
man ahnt es wohl schon: Es war DIE Frau,
die an der Türe nicht lang verweilte,
sondern schnurstracks zu ihm gleich eilte

und wiederholt ihr Leid ihm klagte
und nach der Hilfe ihn nun fragte.
Nein, jetzt wird es dem Richter zu bunt,
und setzte ihr fast eins auf den Mund,

doch geziemt sich so ein Verhalten nicht,
weswegen er dann doch zu ihr spricht:
"Komm morgen zu mir in das Büro"
- sie ging - und er wurde zunächst froh.

Er wusste, die Leute werden gaffen,
wird er ihr nicht bald Recht verschaffen.
Auch hatte er jetzt keine Ruhe mehr,
und das störte ihn doch all zu sehr.

Die Witwe, die - man kann sich's denken -
keine Sekunde wollt verschenken,
stand morgens vor dem Büro schon früh,
und scheute auch weder Weg noch Müh.

Dieser - noch nicht richtig aufgewacht,
von der letzten, viel zu kurzen Nacht,
griff erstmal wonnevoll zur Tasse hin,
mit heißem, duftendem Kaffee darin.

Doch schon flog nun weit die Türe auf,
erschrocken sah er vom Schreibtisch auf,
und Schluss war's mit der Gemütlichkeit,
es war die Witwe mit Beharrlichkeit.

Nun endlich tat der Richter seine Pflicht,
er hielt dann auch ab dann das Gericht,
die Witwe bekam ihr Geld zurück,
und der Richter Ruhe zu seinem Glück.

* * *

Was wollte uns hiermit Jesus sagen?
Sollen wir stets alles still ertragen,
nie zu Gott kommen mit unserer Not,
ob wegen Gesundheit, Wasser, Brot?

Nein, Jesus machte hiermit ganz klar,
wir sollen sein wie es die Witwe war!
Wenn Unrecht uns begegnen sollte,
weil jemand uns was Böses wollte,

wenn eine Verheißung wir gefunden,
sollen wir Gott bestürmen unumwunden,
und wenn unser Herz dazu ist rein,
dürfen wir mit Recht beharrlich sein.

Jesus verheißt hier deutlich und klar,
dass Gottes Verheißung bald wird wahr,
ja dass dies der wahre Glaube ist,
den Gott leider oft bei uns vermisst!

Er weist sogar ganz klar drauf hin,
solcher Glauben ist für uns ein Gewinn,
doch auch, dass er diesen kaum finden tut,
drum, Mensch wach auf, hab neuen Mut!

Das Bittgebet ist eine große Kraft
die in und durch uns Änderung schafft!
Drum suche das Gebet, sprich Jesus an,
der alleine WIRKLICH helfen kann!

Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen.
Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei.

Joh. 16,24

(Gedicht, Autor: Rainer Jetzschmann, 2010)


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