Christliche Gedichte (z.B. Ostergedichte, Familiengedichte) und Lieder

christliche-gedichte.de - 28.03.2024
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Liebe, die den Himmel hat zerissen

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Ach daß du den Himmel zerrissest und führest herab, daß die Berge vor dir zerflössen, wie ein heißes Wasser vom heftigen Feuer versiedet, daß dein Name kund würde unter deinen Feinden und die Heiden vor dir zittern müßten,

Jesaja 64,1 (Luther 1912)


1. Liebe, die den Himmel hat zerissen,
die sich zu mir ins Elend niederließ,
was für ein Trieb hat dich bewegen müssen,
der dich zu mir ins Jammertal verwies?
die Liebe hat es selbst getan,
sie schaut als Mutter mich
in meinem Jammer an.

2. die Liebe ist so groß in deinem Herzen,
dass du für mich das größte Wunder tust;
die Liebe macht dir meinetwegen Schmerzen,
dass mir zu gut du unter Dornen ruhst.
O unerhörter Liebesgrad,
der selbst des Vaters Wort
in Fleisch gesenket hat.

3. Die Liebe ist mein Anverwandter worden,
mein Bruder ist selbst die Barmherzigkeit,
der Gottheit Quell lebt nun in meinem Orden,
die Ewigkeit vermählt sich mit der Zeit,
das Leben selbst ist Mensch geborn,
der Glanz der Herrlichkeit,
das Licht das wir verloren.

4. In ihm wird nun die Menschheit ausgesöhnet,
die Reinigkeit der Seele wiederbracht;
sie wird als Braut der Gottheit nun gekrönet,
da sie der Himmel selbst so angelacht.
Die Menschheit wird nun ganz erneut
und als ein reiner Thron
der Gottheit eingeweiht.

5. Die Weisheit spielt nun wieder auf der Erden,
dadurch das Paradies im Menschen grünt;
nun können wir aus Gott geboren werden,
weil die Geburt des Herren dazu dient;
die wohl geborne Seele spürt,
daß sie ein andrer Geist
aus ihrem Ursprung rührt.

6. Sein Elend kann nun unserm Herzen schaden,
Immanuel ist bei uns in der Not.
Ich gehe nur zu ihm, dem Quell der Gnaden,
so dient mir selbst das Elend und der Tod;
der Jammer hängt mir nur noch an,
der mir in Christo doch nicht schädlich werden kann.

7. Die Sünde kann mich auch nicht mehr verdammen,
dieweil sie selbst durch ihn verdammet ist.
Was schaden nun der Seele ihre Flammen,
weil Christ Blut und Wasser in sie fließt?
Immanuel löscht ihren Trieb,
er läßt die Seele nicht,
er hat sie viel zu lieb.

8. Ich habe nun ein ewig Leben funden,
viel Reichtum, Ehr und Wohllust schenkt er mir;
ich bin mit ihm, er ist mit mir verbunden,
den ich in mir mit Liebeswirkung spür.
Ich bin vergnügt und ganz gestillt,
weil mich der lautre Strom
aus seiner Lieb erfüllt.

9. Auf, auf, mein Geist, vergiss die Trauerlieder,
erfreue dich in dieser Liebesmacht!
Des Himmels Kraft und Glanz bestrahlt dich wieder,
und der Verlust ist völlig wiederbracht.
O ewig, ewig wohl ist mir,
daß ich in Christo
nun ein Wohlgefallen spür.


(Lied, Autor: Christian Friedrich Richter (1676 - 1711))