Christliche Gedichte (z.B. Ostergedichte, Familiengedichte) und Lieder

christliche-gedichte.de - 19.04.2024
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Der Traum vom billigen Frieden

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Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Matth. 5,9 (Luther 1912)


Eine junge Frau, sehr nett,
schlief brav in ihrem weichen Bett
und hatte - für Minuten kaum -
einen wundersamen Traum.

Ihr träumt, sie wolle sich was kaufen.
Drum ist sie in die Stadt gelaufen,
sah dann die Läden, groß und klein
und ging in manche halt mal rein.

Dort war sie schließlich ziemlich lange
und kaufte Dinge von der Stange
die man so brauchte, sich zu kleiden.
Die Ausgab’ war nicht zu vermeiden.

Nach diesem schönen Einkaufsbummel
verstaute sie den ganzen Fummel
in großen Tüten, bunt und praktisch,
und beendete den Einkauf faktisch.

Aber nun war es ihr flau im Magen.
Der könnt’ ein Schnitzel gut vertragen.
Doch sie war eben auf Diät
und auch die Zeit war schon recht spät.

Da erblickte sie grad gegenüber,
mit wenig Schritten ging sie rüber,
ein Firmenschild mit saft’gen Früchten,
schönere waren nicht zu züchten.

Hier gab es solche groß an Zahl,
die waren bezeichnet – ratet mal –
mit Aufschriften wie 'Liebe', 'Treue',
'Teamgeist', 'Dankbarkeit' und 'Reue'.

Die feinste Frucht kam weit aus Süden.
Sie trug den schönen Namen 'Frieden'
und mit dem Etikett 'Gerechtigkeit'
lagen auch saftige Äpfel bereit.

Da konnte sie nicht widerstehen,
und beschloss gleich zu erstehen
gute Früchte aus dem Laden.
Die würden ihr bestimmt nicht schaden.

Hinter der Theke stand, das sah sie dann,
ganz engelsgleich ein junger Mann,
der fragte fein nach dem Begehr
und sie bestellte zum Verzehr.

Ganz flott und auch mit großer Güte,
reicht der Verkäufer eine Tüte.
Die war allerdings so klitzeklein,
dass niemals eine Frucht passt rein.

Die junge Frau, jetzt sehr erstaunt,
hat den Engelsgleichen angeraunt,
und ihm gesagt, dass sie recht krass
reagieren könnte auf den Spaß.

Der hat mit Ernst sie angesehen
und gebeten, sich mal umzudrehen.
Ein Finger deutete aufs Schild
mit wunderschönem Früchtebild.

Drauf stand, in Lettern groß und fein,
"O Mensch, kehre hier ein,
und nimm dir mit, ganz ohne Geld,
den Samen, der die Welt erhält.

Bestell dein Land, säe zeitig aus,
nur beste Früchte werden draus.
Sie reichen dir dann zum Verzehr
und bald den Völkern überm Meer."

Unsre junge Frau ist fortgelaufen,
denn Samen wollte sie nicht kaufen.
Doch nachdem sie aufgewacht
hat sie lange drüber nachgedacht.

Jetzt sät sie Samen früh und spät
und weiß, dass er gewiss aufgeht.
Und du - mein Leser - übst Verzicht
und glaubst, so etwas gibt es nicht?


(Gedicht, Autor: Martin Volpert, 2008)


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