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1. Vaterherz, o Licht, o Leben, o treuer Hirt,
Immanuel, dir, dir gehöret meine Seel.
Ich will mich nicht mehr selber führen,
der Vater soll das Kind regieren;
so geh nun mit mir aus und ein
und leite mich nach allen Tritten!
Ich geh, ach hör, o Herr, mein Bitten,
für mich nicht einen Schritt allein.
2. Was kann dein schwaches Kind vollbringen?
Ich weiß mir gar in keinem Rat;
drum sei in groß und kleinen Dingen
mir immer selber Rat und Tat.
Du willst dich meiner gar nicht schämen,
ich kann dich ja zu allem nehmen,
du willst mir selber alles sein;
so sollst du denn in allen Sachen
den Anfang und das Ende machen,
dann stellt sich lauter Segen ein.
3. Du gängelst mich, ich kann nicht gleiten.
Dein Wort muß ewig feste stehn;
du sprichst, dein Auge soll mich leiten,
dein Angesicht soll vor mir gehen,
ja deine Güt und dein Erbarmen
soll mich umfangen und umarmen.
O daß ich nur recht kindlich sei,
bei allem gläubig zu dir flehe
und stets auf deinen Wink nur sehe,
so spür ich täglich neue Treu.
4. O daß ich auch im Kleinsten merke
auf deine Weisheit, Güt und Treu,
damit ich mich im Glauben stärke,
dich lieb und lob und ruhig sei
und deine Weisheit lasse walten,
stets Ordnung, Maß und Ziel zu halten;
sonst lauf ich vor, da lauf ich an.
Drum mach im Besten mich gelassen,
nichts ohne dich mir anzumaßen;
was du nur tust, ist wohlgetan.
5. Ach mach einmal mich treu und stille,
daß ich dir immer folgen kann;
nur dein, nur dein vollkommner Wille
sei mir hier Schranke, Lauf und Bahn!
Laß mich nichts mehr für mich verlangen,
ja laß mir nichts am Herzen hangen
als deines großen Namens Ruhm;
der sei allein mein Ziel auf Erden;
ach laß mir´s nie verrücket werden,
denn ich bin ja dein Eigentum.
6. Laß mich in dir den Vater preisen,
wie er die Liebe selber ist;
laß deinen Geist mir klärlich weisen,
wie du von ihm geschenkt mir bist.
Ach offenbare deine Liebe und wirke doch
die heißen Triebe der wahren Gegenlieb in mir,
durchdringe dadurch Herz und Sinnen,
daß ich hinfort mein ganz Beginnen
in deiner Lieb und Lob nur spür.
7. Ich sehne mich, nur dir zu leben,
der du mein Herr und Bräutigam bist.
Was dir sich nicht will ganz ergeben
und was nicht deines Willens ist,
das strafe bald in dem Gewissen,
laß Blut und Wasser auf mich fließen
und tilge, was nicht lauter heißt.
Laß nur dein Lob zur Lust mir werden
und dann das Heil der armen Herden,
nach einer reinen Lieb im Geist!
8. So lob und lieb ich in der Stille
und ruh als Kind in deinem Schoß.
Das Schäflein trinkt aus deiner Fülle,
die Braut steht aller Sorgen bloß;
sie sorget nur allein in allen,
dir, ihrem Bräutigam, zu gefallen,
sie schmückt und hält sich dir bereit.
Ach zeuch mich, zeuch mich weit von hinnen;
was du nicht bist, laß ganz zerrinnen,
o reiner Glanz der Ewigkeit!
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(Autor: Karl Heinrich von Bogatzky (1690 - 1774))
O, dass mein Herz ein Altar wär´
1. O, dass mein Herz ein Altar wär'
voll Räuchwerk des Gebets!
O, dass ich Dank und Preis und Ehr'
dem Lamm darbrächte stets!
2. Wüsst' ich von diesem Lamme nichts,
so war's um mich gescheh'n;
und ach, am Tage des Gerichts
müsst' ich zur Linken stehn!
3. Gottlob! es hat auch mich erkauft,
Halleluja! auch mich –
in seinen Tod bin ich getauft,
ich armes Würmlein, ich.
4. Wo sind die Sündenschulden all? –
Im Meer des Bluts ertränkt!
Ich weiß, dass Gott von ihrer Zahl
nicht einer mehr gedenkt.
5. Mein Herz frohlockt, es jauchzt mein Mund,
mir ist so wohl zumut;
und fragst du nach der Freude Grund?
Es ist des Lammes Blut.
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(Autor: Gustav Knak (1806 - 1878))
O, dass mein Leben Deine Rechte
1. O, dass mein Leben Deine Rechte
mit ganzem Ernste hielte doch!
Dass nichts mich aus dem Gleise brächte,
zu gehn in Deinem sanften Joch!
Dass, was Du, Gott, geboten hast,
mir Lust und Freude war', nicht Last!
2. Dass mir Dein Wort zum Licht und Rechte,
zur heil'gen Losung, zum Bescheid
und letzten Ausspruch dienen möchte
in jeder Angelegenheit!
Dass ich nicht schwankte, was ich wollt',
sobald ich wüsste, was ich sollt'!
3. Dass ich aufs Wort Dir immer glaubte,
Dir auch aufs Wort gehorsam war'
und keine Freiheit mir erlaubte,
wo Dein Gebot mir klar, doch schwer!
Dass ich, wenn noch so matt und schwach,
doch Deinem Worte folgte nach!
4. O, mach mir Deine Rechte süße
durch Deines guten Geistes Drang
und richte selber meine Füße
auf Deinen Weg mein Leben lang!
Denn Deine Rechte sind mein Teil
und meines Lebens wahres Heil.
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(Autor: Karl Johann Philipp Spitta (1801 - 1859))
Positiv & Negativ zu 2.Korinther 4,7+8
Warum hat alles auf Erden zwei Seiten,
die uns zeitlebens begleiten?
Licht und Schatten,
gute oder böse Taten.
Freude und Trauer,
süß oder sauer.
Glück und Pech,
höflich oder frech.
Positiv und negativ,
aktiv oder passiv.
Leben und Sterben,
errettet oder verloren.
Im damaligen Paradies
gab es überall nur ein Positiv!
Die tragische Wende:
Das glückliche Leben hatte ein Ende!
Menschen übertraten Gottes Gebot,
das brachte ihnen fortan viel Not.
Der Beginn der Kehrseiten,
die gegen unsere Seele streiten.
Ungerechtigkeit und Heiligkeit
passen nicht zusammen, bis heut!
Die glückliche Wende:
Daher sandte Gott Seinen Sohn,
bezahlte sterbend der Sünde Lohn.
Wer nun dem Auferstandenen glaubt,
erhebe zuversichtlich sein Haupt!
Für diese Menschen ist eins klar,
dass Gott Seine Gebote macht wahr:
Glaubend gehen sie den Segensweg
mit Jesus Christus, in gelebter Integrität!
“Schwierigkeiten bedrängen uns von allen Seiten,
doch wir werden von ihnen nicht überwältigt ...”
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(Autor: Ingolf Braun) Copyright © by Ingolf Braun, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Rechtes Fasten zu Matthäus 6,16-18
Rechtes Fasten tut nicht tönen,
sondern sucht sich zu versöhnen,
tritt mit ganz tiefem Herzensschmerz
vor Gott mit einem reuigen Herz.
Wer mit Fasten vor Gott steht,
bringt Nachdruck in sein Gebet,
bittet mit großem Ernst zu Gott,
bringt Gott Sorgen und alle Not.
Lasst uns das rechte Fasten üben,
Gott nicht mit Heuchelei betrüben,
nicht vor Menschen fromm scheinen,
sondern nur Gott im Herzen meinen.
Lasst uns äußerlich verborgen,
Gott bringen unsre Not und Sorgen.
Lasst uns tief vor Gott uns beugen
und so Demut vor Ihm bezeugen!
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(Autor: Rainer Jetzschmann) Copyright © by Rainer Jetzschmann, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Richtungsweisend zu Psalm 86,11
David wird tief in seiner Seele bedrängt.
Doch diese Unruhe ihn erst recht zu Gott bringt.
Herr, zeige mir, wie es weitergehen soll,
denn mein Herz ist so sorgenvoll.
Herr, halte mich ganz fest bei DIR,
damit ich Deine Hilfe befreiend realisier.
Dein Wille zu helfen ist riesengroß
und Deine Güte, mir beizustehen, ist grenzenlos.
Herr, führe meinen Glauben zur Tat,
damit er vor DIR wahrhaftige Substanz hat.
Nie mehr möchte ich von DIR verlassen sein.
Herr, ich bin sicher, DU lässt mich nicht allein!
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(Autor: Ingolf Braun) Copyright © by Ingolf Braun, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Schenke, HERR ...
Schenke, HERR, mir solche Augen,
die zum Gutesseh‘n nur taugen.
Dass in and‘ren ich seh‘ nicht,
was an ihnen böse, schlecht.
Schenke, HERR, mir solche Ohren,
die nichts Unnöt‘ges durchbohren.
Die nicht hören Lästereien,
für‘s Wort Gottes offen seien.
Schenke, HERR, mir ein Gedächtnis,
das das Böse kann vergessen;
das nicht hält den Gram, die Schmerzen,
die mir schwer war‘n auf dem Herzen.
Schenke, HERR, mir solche Füße,
die nicht eilen, um zu büßen;
die nur gehen, wo du führest,
die den richt‘gen Weg stets spüren.
Schenke, HERR, mir solch ein Herze,
das vergibt die größten Schmerzen;
das erfüllt von echter Liebe,
aus dem fließen heil’ge Triebe.
Schenke, HERR, mir eine Seele,
der‘s an Glauben niemals fehle;
die an Dich ist fest gebunden
bis zur letzten Erdenstunde.
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(Autor: Julia Steinbaron) Copyright © by Julia Steinbaron, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Schmachbedeckt und müd´ der Sünden
1. Schmachbedeckt und müd´ der Sünden,
leg´ ich, Jesu, mich Dir hin.
O, laß mich Erlösung finden,
sieh, wie schwach und matt ich bin!
Chor:
Alles geb´ ich hin für Jesum;
Weiche, Welt, mit deinem Reiz!
Ich will nichts als Jesum haben,
Herr, so komme ich zum Kreuz;
Komme, komme, komme ich zum Kreuz.
2. Welch ein Trost ist´s, Dich zu kennen,
meiner Seele dämmert´s schon;
Dich, den Herrn, mein eigen nennen,
bringt mir volles Heil zum Lohn.
3. Heil´ge Dir fortan mein Leben,
läut´re mich durch Deinen Geist!
Wohn´ in mir und hilf mir streben,
bis mein Geist Dich droben preist!
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(Autor: Ernst Gebhardt (1832 - 1899))
Schnurgerade geht dein Weg
Schnurgerade geht dein Weg,
zieht dich Jesu Geist und Liebe.
Gehe keinen Nebensteg,
traue keinem andern Triebe.
Blicke immer gradeaus —
bald erscheint des Vaters Haus!
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(Autor: J. Köbner (1806 - 1884))
Seele, was ermüdest du dich
1. Seele, was ermüdest du dich
in den Dingen dieser Erden,
die doch bald verzehren sich
und zu Staub und Asche werden?
Suche Jesum und sein Licht,
alles andre hilft dir nicht!
2. Sammle den zerstreuten Sinn,
lass ihn sich zu Gott aufschwingen,
richt ihn stets zum Himmel hin,
lass ihn in die Gnad eindringen.
Suche Jesum und sein Licht,
alles andre hilft dir nicht!
3. Du verlangst oft süße Ruh,
dein betrübtes Herz zu laben:
eil zum Lebensquell hinzu,
da kannst du sie reichlich haben.
Suche Jesum und sein Licht,
alles andre hilft dir nicht!
4. Du bist ja auch ein Hauch aus Gott
und aus seinem Geist geboren,
darum liege nicht im Tod!
Bist du nicht zum Reich erkoren?
Suche Jesum und sein Licht,
alles andre hilft dir nicht!
5. Schwinge dich fein oft im Geist
über alle Himmelshöhen;
laß, was dich zur Erde reißt,
weit von dir entfernet stehen.
Suche Jesum und sein Licht,
alles andere hilft dir nicht.
6. Nahe dich dem lautern Strom,
der vom Thron des Lammes fließet,
und auf die, so keusch und fromm,
sich in reichem Maß ergießet.
Suche Jesum und sein Licht,
alles andre hilft dir nicht!
7. Lass dir Gottes Majestät
immerdar vor Augen schweben,
lass mit brünstigem Gebet
sich dein Herz zu ihm erheben.
Suche Jesum und sein Licht,
alles andre hilft dir nicht!
8. Sei im übrigen ganz still,
du wirst schon zum Ziel gelangen;
glaube, dass sein Lebenswill
stillen werde dein Verlangen
Drum such Jesum und sein Licht,
alles andre hilft dir nicht!
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(Autor: Jakob Gabriel Wolf (1684 - 1754))
Sei nicht traurig mein Freund
1. Sei nicht traurig mein Freund und verzweifele nicht,
ist das Leben so kalt und so schwer,
dass der Frühling so weit ist aus unserer Sicht,
nur verzag' nicht und schau auf den Herrn!
Refrain:
Lasst den herrlichen Frühling in Euer Herz rein,
voll von Blüten durchdringenden Duft!
Gerne würden wir wissen, wie der Frühling sein
wird, der Gläubige zum Himmel ruft.
2. Wer in jüngeren Jahren befolgt hat das Wort,
hat gedient unsrem Herrn Jesus Christ.
Sich im Alter erinnern wird immer fort,
wie der Frühling schön war und auch ist!
3. Strebt dazu, dass der Glaube in Euch nicht aufhört,
dass er leuchtet dadurch, was wir tun,
dass die Früchte des Geistes im himmlischen Ort,
für den ewigen Frühling aufblüh´n.
4. Herr, gib Kraft damit wir Dir treu könnten sein:
Uns fehlt noch an Erkenntnis so viel,
dass die Kälte der Sünde besiegen nicht kann,
unser Streben zum himmlischen Ziel!
Übersetzung aus dem Russischen: не грусти, не рыдай Text: Eugen Janzen, Noten: Jenny Janzen
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(Autor: Aus dem Sammelband: Pesni Wozrozhdenija) Copyright © by Aus dem Sammelband: Pesni Wozrozhdenija, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Sei´s im Tode oder Leben
Sei´s im Tode oder Leben,
ob bei Sonne oder Sturm
für mich kann es eins nur geben,
Herr ich bin Dein Eigentum.
Ich lieg fest in Deinen Armen,
labe mich an Deiner Gnad,
klammer mich an Dein Erbarmen,
hol mir Trost durch Deinen Rat.
Herr was kann mir denn geschehen,
was nicht Du für mich geplant.
Alles hast Du schon ersehen,
längst bevor ich es geahnt.
Wenn das Leben grau und trübe,
undurchsichtig ist für mich,
weiß ich sicher Deiner Liebe,
darf ich trauen ewiglich.
Darum geh ich meine Pfade
sicher nur an Deiner Hand.
Jeder andre Halt ist fade
und gebaut auf weichen Sand.
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(Autor: Gabriele Brand) Copyright © by Gabriele Brand, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Selbstverwirklichung und Hingabe zu Johannes 12,24
Ein Weizenkorn entscheidet sich:
„Ich leb von nun an nur für mich.“
Es kriecht in einen Spalt:
„Hier findet mich keiner, hier werde ich alt.“
So liegt es still in seiner Ritze
bei Regen und bei Sommerhitze.
Es liegt und liegt und wartet still,
dass endlich was geschehen will.
Es liegt und wartet ganz allein
und Einsamkeit zieht bei ihm ein.
Alle Freunde sind längst fort,
jeder an seinem bestimmten Ort.
Die einen geben sich hin in der Erde,
auf das Größeres aus ihnen werde.
Die andern, zermahlen zu Mehl, werden Brot
und helfen gegen Hungersnot.
Das Korn in der Ritze sieht irgendwann ein:
„Die Selbstverwirklichung wird mein Ende sein.“
Und so fasst es den Entschluss,
dass sich etwas ändern muss.
Als der Bauer die Tenne fegt aus,
kriecht es aus seiner Ritze heraus
und findet im Freien dann noch,
Gott sei Dank, in fruchtbarer Erde ein Loch.
Das Korn schmiegt sich in den Boden hinein
und schläft glücklich ein.
Im nächsten Frühjahr ist es erwacht,
schaut als Hälmchen aus der Erde sacht.
Es reckt und streckt sich nach oben,
beginnt zu blühen und zu loben.
Eine Ähre prächtig und groß
entwickelt sich in Hälmchens Schoß.
Es hat sich selbst aufgegeben
und so entstand neues Leben.
Auch unser Leben auf Erden
will ganz hingegeben werden.
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(Autor: Sarah F. Dorn) Copyright © by Sarah F. Dorn, www.christliche-gedichte.de Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden
Sieh´, wie einst im fremden Land
1. Sieh', wie einst im fremden Land,
fest bei Gottes Wort,
Daniels kleines Häuflein stand
sogar in Babel dort.
Chor:
O, so mach's wie Daniel,
stehe fest beim Herrn!
Wag' es mit getrostem Mut,
zeuge für Ihn gern!
2. O, wie würd' für Gottes Reich
mancher noch ein Held,
würd' er nur dem Daniel gleich,
statt dass er schmählich fällt.
3. Mancher, der sich trotzig bläht
wie ein Riese gar,
würde bald hinweg gemäht
von Daniels Freunde Schar.
4. Hebe Christi Fahne hoch,
auf, die Zeit verrinnt!
Satans Heer muss fliehen noch,
und Daniels Schar gewinnt.
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(Autor: Philipp P. Bliss, Übers. Theodor Kübler)
Sieh, hier bin ich, Ehrenkönig zu Sprüche 8,17
1. Sie, hier bin ich Ehrenkönig,
lege mich vor deinen Thron;
schwache Tränen, kindlich Sehnen
bring ich dir, du Menschensohn.
Lass dich finden, lass dich finden
von mir, der ich Asch und Ton.
2. Sieh doch auf mich, Herr, ich bitt dich,
lenke mich nach deinem Sinn;
dich alleine ich nur meine,
dein erkaufter Erb ich bin.
Lass dich finden, lass dich finden,
gib dich mir und nimm mich hin.
3. Ich begehre nichts, o Herr,
als nur deine freie Gnad,
die du gibest, wo du liebest
und man dich liebt in der Tat.
Lass dich finden, lass dich finden;
der hat alles, der dich hat.
4. Dieser Zeiten Eitelkeiten,
Reichtum, Wollust, Ehr und Freud,
sind nur Schmerzen meinem Herzen,
welches sucht die Ewigkeit.
Lass dich finden, lass dich finden;
großer Gott, ich bin bereit.
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(Autor: Joachim Neander (1650 - 1680))
So führst du doch recht selig, Herr, die Deinen zu 2. Samuel 22,20
1. So führst du doch recht selig, Herr,
die Deinen, ja selig und doch meist verwunderlich.
Wie könntest du es böse mit uns meinen,
da deine Treu nicht kann verleugnen sich?
Die Wege sind oft krumm und doch gerad,
darauf du läßt die Kinder zu dir gehen;
da pflegt es wunderseltsam auszusehn,
doch triumphiert zu letzt dein hoher Rat.
2. Dein Geist will nie auf die Gesetze bauen,
so die Vernunft und gute Meinung stellt;
des Zweifels Knoten kann dein Schwert zerhauen
und sanft auflösen, wie es dir gefällt.
du reißest wohl die stärksten Band entzwei;
was sich entgegensetzt, muß sinken hin;
ein Wort bricht oft den allerhärtesten Sinn:
dann geht dein Fuß auch durch Unwege frei.
3. Was unsre Klugheit will zusammenfügen,
teilt dein Verstand in Ost und Westen aus;
was mancher unter Joch und Last will biegen,
setzt deine Hand frei an der Sterne Haus.
Die Welt zerreißt, und du verknüpfst in Kraft;
sie bricht, du baust; sie baut, du reißest ein;
ihr Glanz muß dir ein dunkler Schatten sein;
dein Geist bei den Toten Kraft und Leben schafft.
4. Will unsre Klugheit was fromm und selig preisen,
so hast du´s schon aus deinem Buch getan;
wo aber niemand will dies Zeugnis weisen,
da führst du in der Still selbst himmelan.
Den Tisch der Pharisäer läßt du stehn
und speisest mit den Sündern, sprichst sie frei.
Wer weiß, was öfters deine Absicht sei?
Wer kann der tiefsten Weisheit Abgrund sehn?
5. Was alles ist, gilt nichts in deinen Augen:
was nichts ist, hast du, großer Gott, recht lieb;
der Worte Pracht und Ruhm mag dir nicht taugen,
du gibst die Kraft durch deines Geistes Trieb.
Die besten Werke bringen dir kein Lob,
sie sind versteckt, der Blinde geht vorbei;
wer Augen hat, sieht sie, doch nie so frei-
die Sachen sind zu klar, der Sinn zu grob.
6. O Herrscher, sei von uns gebenedeiet,
der du uns tötest und lebendig machst!
Wenn uns dein Geist der Weisheit Schatz verleihet,
so sehn wir erst, wie wohl du für uns wachst.
Die Weisheit spielt mit uns, wir spielen mit;
bei uns zu wohnen ist ihr lauter Lust,
die reget sich in deiner Vaterbrust
und gängelt uns mit zartem Kinderschritt.
7. Bald scheinst du etwas hart uns anzugreifen,
bald fährest du mit uns ganz säuberlich;
geschieht´s, daß unser Sinn sucht auszuschweifen,
so weist die Zucht uns wieder hin auf dich.
Da gehen wir dann mit scheuen Augen hin,
du reichst die Hand, wir sagen Beßrung zu;
drauf schenkt dein Geist dem Herzen wieder Ruh
und hält im Zaum den ausgeschweiften Sinn.
8. Du kennst, o Vater, wohl das schwache Wesen,
die Unmacht und der Sinne Unverstand;
man kann uns fast an unsrer Stirn ablesen,
wie es um schwache Kinder sei bewandt.
Drum greifst du zu und hältst und trägest sie,
brauchst Vaterrecht und zeigest Muttertreu;
wo niemand meint, daß etwas deine sein,
da hegst du deine Schaf und läßt sie nie.
9. Also gehst du nicht die gemeinen Wege,
dein Fuß wird selten öffentlich gesehn,
damit du sehst, was sich im Herzen rege,
wenn du in Dunkelheit mit uns willst gehen.
Das Widerspiel legst du vor Augen dar
von dem, was du in deinem Sinne hast;
wer meint, er habe deinen Rat erfaßt,
der wird am End ein andres oft gewahr.
10. O Auge, das nicht Trug noch Heucheln leidet,
gib mir des scharfen Blickes Sicherheit,
der die Natur von Gnade unterscheidet,
das eigne Licht von deiner Heiterkeit.
Laß doch mein töricht Herz dich meinstern nicht,
brich ganz entzwei den Willen, der sich liebt;
erweck die Lust, die sich nur dir ergibt
und tadelt nie dein heimliches Gericht.
11. Will etwa die Vernunft dir widersprechen
und schüttelt ihren Kopf zu deinem Weg,
so wollst du ihr Festung niederbrechen,
daß ihre Höhe sich beizeiten leg.
Kein fremdes Feuer sich in mir entzünd,
das ich vor dich in Torheit bringen möcht,
womit ich gar dir zu gefallen dächt.
Ach selig, der dein Licht ergreift und findt!
12. So zieh mich denn hinein in deinen Willen
und trag und heg und führ dein armes Kind!
Dein inneres Zeugnis soll den Zweifel stillen;
dein Geist die Furcht und Lüste überwind!
Du bist mein alles, denn dein Sohn ist mein;
dein Geist regt sich ganz kräftiglich in mir:
ich brenne nur nach dir in Liebsbegier.
Wie oft erquickt mich deiner Klarheit Schein!
13. Drum muß die Kreatur mir immer dienen,
kein Engel schämt nun der Gemeinschaft sich;
die Geister, dir vor dir vollendet grünen,
sind meine Brüder und erwarten mich.
Wie oft erquicket meinen Geist ein Herz,
das dich und mich und alle Christen liebt!
Ist´s möglich, daß mich etwas noch betrübt?
Komm, Freudenquell! Weich ewig, aller Schmerz!
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(Autor: Gottfried Arnold (1666 - 1714))
So nimm denn meine Hände
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1. So nimm denn meine Hände
und führe mich
bis an mein selig Ende
und ewiglich!
Ich mag allein nicht gehen
nicht einen Schritt;
wo Du wirst gehn und stehen,
da nimm mich mit!
2. In dein Erbarmen hülle
mein schwaches Herz
und mach es gänzlich stille
in Freud und Schmerz!
Laß ruhn zu deinen Füßen
dein armes Kind;
es wird die Augen schließen
und glauben blind.
3. Wenn ich auch gleich nichts fühle
von deiner Macht,
Du führst mich doch zum Ziele
auch durch die Nacht.
So nimm denn meine Hände
und führe mich
bis an mein selig Ende
und ewiglich!
|
(Autor: Julie von Hausmann (1826 - 1901))
Stern, auf den ich schaue
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1. Stern, auf den ich schaue,
Fels, auf dem ich steh,
Führer, dem ich traue,
Stab, an dem ich geh,
Brot, von dem ich lebe,
Quell, an dem ich ruh,
Ziel, das ich erstrebe:
Alles, Herr bist Du!
2. Ohne Dich, wo käme
Kraft und Mut mir her?
Ohne Dich, wer nähme
meine Bürde, wer?
Ohne Dich zerstieben
würde mir im Nu
Glauben, Hoffen, Lieben;
alles, Herr, bist Du!
3. Drum so will ich wallen
meinen Pfad dahin,
bis die Glocken schallen
und daheim ich bin.
Dann mit neuem Singen
jauchz ich froh Dir zu:
Nichts hab ich zu bringen;
alles, Herr, bist Du!
|
(Autor: Cornelius Friedrich Adolf Krummacher (1824 - 1884))
Stille halten deinem Walten zu Psalm 37,7
1. Stillehalten deinem Walten,
stille halten deiner Zucht,
deiner Liebe stille halten,
die von je mein Heil gesucht,
ja, das will ich, wie´s auch geh,
wie´s auch tu dem Herzen weh.
2. Stillehalten ohne Klage,
ohne Murren, ohne Trotz,
- was dazu die Welt auch sage,
ich will spotten ihres Spotts;
weiß ich doch, wie gut mir´s war,
stillehalten immerdar.
3. Wo ich´s selber wollte zwingen
und es wagen ohne dich,
ach da sanken mir die Schwingen
meines Mutes jämmerlich;
aber wo ich stillehielt,
hast du stets mein Heil erzielt.
4. Ward es anders auch gewendet,
ging´s durch banges Dunkel oft:
immer hat es gut geendet,
besser, als ich je gehofft,
besser, als bei Tag und Nacht
ich´s im Herzen ausgedacht.
5. Darum will ich stillehalten
Tag und Nacht, jahrein und – aus,
bricht auch neues zu dem alten
Kreuz und Leid herein ins Haus.
Weiß ich nur, es kommt von dir,
nun, es sei willkommen mir!
6. Du, o Herr, gibst Kraft den Deinen
und den Schwachen allermeist;
darum gib mir deinen reinen,
deinen guten, stillen Geist,
daß, es gelte wo und wann,
ich dir stillehalten kann.
7. In der wellenlosen Stille
überm tiefen Meeresgrund
tut sich mir dein Gotteswille
in dem klarsten Spiegel kund:
da nur kann dein Odem wehn,
wo die Stürme schlafen gehen.
8. Wie das Weltmeer seine Masten
sicher trägt auf stiller Flut,
so, Herr, laß mich deine Lasten
tragen mit ergebnem Mut.
Kehr mit deinem Frieden ein,
laß mich stille, stille sein.
|
(Autor: Karl Rudolf Hagenbach (1801 - 1874)
Such, wer da will, ein ander Ziel
1. Such, wer da will,
ein ander Ziel,
die Seligkeit zu finden;
mein Herz allein
bedacht soll sein,
auf Christum sich zu gründen.
Sein Wort ist wahr,
sein Werk sind klar;
sein heilger Mund
hat Kraft und Grund,
all Feind zu überwinden.
2. Such, wer da will,
Nothelfer viel,
die uns doch nichts erworben;
hier ist der Mann,
der helfen kann,
bei dem nie was verdorben.
Uns wird das Heil
durch ihn zuteil;
uns macht gerecht
der treue Knecht,
der für uns ist gestorben.
3. Ach sucht doch den,
lasst alles stehn,
die ihr das Heil begehret!
Er ist der Herr,
und keiner mehr,
der euch das Heil gewähret.
Sucht ihn all Stund
von Herzens Grund,
sucht ihn allein;
denn wohl wird sein
dem, der ihn herzlich ehret.
4. Meins Herzens Kron,
mein Freudensonn
sollst du, Herr Jesu, bleiben;
lass mich doch nicht
von deinem Licht
durch Eitelkeit vertreiben.
Bleib du mein Preis,
dein Wort mich speis;
bleib du mein Ehr,
dein Wort mich lehr,
an dich stets fest zu glauben.
5. Wend von mir nicht
dein Angesicht,
lass mich im Kreuz nicht zagen;
weich nicht von mir,
mein höchste Zier,
hilf mir mein Leiden tragen.
Hilf mir zur Freud
nach diesem Leid;
hilf, dass ich mag
nach dieser Klag
dort ewig dir Lob sagen.
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(Autor: Georg Weissel (1590 - 1635))
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