Ein Mann wollt‘ eine Reise machen.
Er sorgte sich um viele Sachen:
was mach ich nur mit meinem Gut?
Es hier zu lassen - ist nicht gut.
Dann fiel ihm plötzlich etwas ein:
Nun weiß ich, was zu machen sei!
Da rief er zu sich seine Knechte
und sprach zu ihnen: „Hört! Ich möchte
mein Gut euch heute anvertrauen,
und werde mich dann später freuen,
wenn mehr dazu ihr habt gewonnen,
so handelt treu und stets besonnen.“
„Die fünf Talente geb ich dir,
und diese fünf bewahre mir, -
sprach er dabei zu einem Knecht, -
Tue damit, was gut und recht.“
Dem anderen, dem gab er zwei,
auch ihn ermahnte er dabei,
er solle recht damit verfahren.
Das sei das Rechte und das Wahre.
Dann ein Talent dem dritten gab.
Da er verteilt sein Gut nun hat,
so machte er sich auf dem Weg
und zog bald über‘ s Land hinweg.
Der fünf empfangen, - ging nun hin
zu handeln und bekam Gewinn.
Auch der, der zwei erhalten hatte,
bekam dazu. Wieviel? Nun, rate!
Der dritte aber dachte nach.
Er so in seinem Herzen sprach:
„Nur ein Talent ist mir gegeben,
was kann man damit schon erstreben?“
In einer Grube auf dem Feld
verbarg er seines Herren Geld.
Er hatte weiter keine Sorgen.
Das Geld war weg. Es war verborgen.
Nach einer langen, langen Zeit
war dieser Herr des Wanderns leid.
Er kam zurück, um nachzusehen,
was mit dem Gut wohl wär‘ geschehen.
Er rief die, die es ihm verwalten,
mit ihnen Rechenschaft zu halten.
Der Erste kam und trat herzu:
„Du gabst mir fünf, ich hab dazu
fünf andere für dich gewonnen!“
„Du hast dich, wirklich, gut benommen,
du frommer und getreuer Knecht!
Du hast gewirkt treu und gerecht.
Nun will ich über Viel dich setzen,
da du treu über meine Schätze
gewacht. Ich sage dir: noch heute
geh ein zu deines Herren Freude!“
Der aber zwei bekommen hat,
nun auch vor seinem Herrn trat:
„Die zwei Talente gabst du mir,
das Doppelte, Herr, bring ich dir.“
„Auch du warst über wenig treu,
so will ich denn auch dich erfreu’ n.
Ich setz dich über Vieles heute,
geh ein zu deines Herren Freude!“
Der letzte Knecht trat auch heran
und sprach: „Du bist ein harter Mann,
du schneidest, wo du nicht gesät
und sammelst, wo du nicht gestreut.
Ich fürchtete mich sehr vor dir,
und, dein Talent, den bring ich hier.
Hab in der Erde ihn vergraben,
nun sollst du auch das Deine haben.“
Sein Herr sprach: „O, du fauler Knecht!
Du kanntest mich! Doch das ist schlecht,
dass zu den Wechslern du nicht hast
für diese Zeit mein Geld gebracht.
Dann hätte, wäre ich gekommen,
mit Zinsen jetzt mein Geld bekommen.
So nehmt nun das Talent ihm fort,
gebt‘ s dem, der zehn hat! Tut‘s sofort!
Wer hat, dem wird gegeben werden,
dann hat die Fülle er auf Erden.
Wer nicht’ s hat, dem wird noch genommen,
was er hier meinte zu bekommen.
Werft den unnützen Knecht hinaus,
wo Finsternis wird sein und Graus,
wo Zähneknirschen ist und Heulen.
Und der Gerechte soll sich freuen!“
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