1. Der Herr ist in den Höhen;
auch in den Tiefen ist der Herr!
Wo Menschen zu ihm flehen,
wo ihn die Engel schau´n, ist er;
ist, wo ich in Gedanken
mich denken mag, mir nah;
ist frei von allen Schranken,
in jedem Raume da;
umfasst mit seinen Händen
die Welten, und umspannt
an allen ihren Enden,
was je durch ihn entstand.
2. Er zündet jede Sonne,
flammt jedes Sternes Fackel an;
strömt Leben, Lust und Wonne
durch alles, was empfinden kann.
Des Erdgewürms Gewimmel,
und was im Meere webt;
wer unter seinem Himmel,
und wer im Himmel lebt;
ihr, alle seine Werke,
empfindet Tag und Nacht
die Nähe seiner Stärke,
die Güte seiner Macht!
3. Allgegenwärtig schauet
sein allumfassend Aug´ umher;
und, wer nur ihm vertrauet,
den decket, den versorget er;
hört das Geschrei der Raben,
hat für die ganze Welt,
hat für den Wurm selbst Gaben,
und Schmuck für Tal und Feld.
Fehlt ihm, für euch zu sorgen,
Verzagte, Rat und Macht?
Ihm, der auch, euch verborgen,
euch nah ist, euch bewacht?
4. Wie könnt ihr denn, Verbrecher,
dem, der so nah euch ist, entgehen?
Könnt wähnen, er, der Rächer,
werd´ euer finstres Werk nicht sehn?
Eh´ noch Gedanken werden,
von ferne sieht er sie;
und alle Nächt´ auf Erden
verhüllen euch ihm nie.
Wähnt nicht, daß er´s nicht wisse;
mit seinen Schrecken
füllt er selbst die Finsternisse,
worin ihr euch verhüllt.
5. Wie schnell die Lust sich rötet,
wenn sie des Blitzes Flug durchfleugt,
trifft seine Rach´ und tötet,
wenn des Vertreters Bitte schweigt.
Sagt, Sünder: Mir zur Rechten,
zur Linken hier ist Gott;
am Tag, in allen Nächten,
und wo ich bin, ist Gott!
Sagt: Wo ich sitz´ und gehe
und liege, hier ist Gott!
Im Tal und in der Höhe,
und überall ist Gott!
6. Er ist auch nahe denen,
die willig tun, was er gebot;
hört sie, zählt ihre Tränen,
erscheint, verscheucht, was ihnen droht.
Sagt, Fromme: mir zur Rechten,
zur Linken hier ist Gott!
In meines Kummers Nächten,
und wo ich seufz´, ist Gott!
Wo keinen Freund ich habe,
wo niemand hilft, ist Gott!
Im Sturm, im Tod, im Grabe,
und überall ist Gott!
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