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christliche-gedichte.de - 20.04.2024
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Entsetzen!

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Und dieses Weibes Sohn starb in der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf erdrückt....

1. Könige 3, 19-28 (Luther 1912)


Angeklagte:


Entsetzliche Panik hält sie gefangen
mit Macht!
In dieser Nacht,
ist sie im Schock beinah vergangen.
Ist sie zusammengebrochen,
hat sie sich in sich selbst verkrochen.
Sie hatte ihr Baby im Schlaf erdrückt.
Sie ist wie von Sinnen.
Und all ihr Beginnen,
es ist schier verrückt.
Denn das was sie dann tat,
war purer Verrat.
An sich selbst, ihrem Muttersein.
In ihrer Seele Qual,
die ließ ihr keine Wahl,
in ihren Rasereien,
grausam hart,
mit Hass gepaart,
im blinden Kalkül,
ist in ihrem heimlichen Agieren
kein Kapieren,
Kein Gefühl.
Ein Abgrund tat sich auf.
Sie ist gegangen.
In ihrem fanatischen Verlangen,
begann des Dramas Lauf.
Sie schlich durch das Haus
auf leisen Sohlen,
sich der Gefährtin ihr Kind zu holen.
Sie weiß Bescheid, sie kennt sich aus.
Sie stiehlt das Kind von der Mutter Brust.
In grauenvoller Lust,
legt sie der Schlafenden das tote Kind an die Seite.


Und als ich des Morgens aufstand, um meinen Sohn zu stillen, siehe, da war er tot. Aber am Morgen sah ich ihn genau an, und siehe, es war nicht mein Sohn, den ich geboren hatte. Die andere Frau sprach: Nein, mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene aber sprach: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. Und so redeten sie vor dem König. 1.Könige 3,21-22

1.Könige 3,21-22

Klägerin:


Die Frau erwacht aus tiefem Schlaf,
als plötzlich sie eine Ahnung traf.
Ihr Kind, das sonst frühmorgens weint,
es scheint,
es liegt so ruhig, so schön still.
Sie will,
sie will es nicht erschrecken.
Doch dann, das erbarmungslose Entdecken.
Sie kann es nicht begreifen.
Hysterisch fängt sie an zu keifen.
Das Kind ist tot! Das Kind ist tot!
In ihrer Not,
erkennt sie nicht,
die fremden Züge in des Kindes Angesicht
Sie sieht es immer, immer wieder an
Und dann,
Dann weiß sie nicht wie sie sich winden soll.
Ihr Maß des Ertragens ist voll, voll, voll!
Dies Kind ist nicht ihr Kind.
Dies Kind ist nicht irgendein Kind.
Sie ist benommen.
Was wird nun noch kommen?
Sie will zur Freundin rennen,
doch dann überfällt sie das Erkennen.
Die hat ihr Kind gestohlen.
Sie wird es sich wieder holen.
Wenn nötig mit Gewalt
Ihr Herz ist kalt.
Die Seele schreit.
Zum Kampf um ihr Kind ist sie bereit.
Sie kennt die Waffen einer Frau
und weiß genau,
mit denen gewinnt sie nicht.
Ihr bleibt nur der Weg vor das Gericht.


Und der König sprach: Diese spricht: Mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene spricht: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. Und der König sprach: Holt mir ein Schwert! Und als das Schwert vor den König gebracht wurde, sprach der König: Teilt das lebendige Kind in zwei Teile und gebt dieser die Hälfte und jener die Hälfte. Da sagte die Frau, deren Sohn lebte, zum König - denn ihr mütterliches Herz entbrannte in Liebe für ihren Sohn - und sprach: Ach, mein Herr, gebt ihr das Kind lebendig und tötet es nicht! Jene aber sprach: Es sei weder mein noch dein; lasst es teilen! Da antwortete der König und sprach: Gebt dieser das Kind lebendig und tötet's nicht; die ist seine Mutter. Und ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie fürchteten den König; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten. 1.Könige 3,23-28

1.Könige 3,23-28

Richter:


Gott ist König Salomo im Traum begegnet.
Er hat ihn mit Weisheit, mit Vollmacht gesegnet.
Er, der des König Davids Sohn,
saß nun auf seines Vaters Thron.
Es gehörte zu eines Königs Pflichten
Sein Volk nach dem Gesetz zu richten.
So sind auch die beiden Frauen vor ihm erschienen.
Er musste ihnen in der Wahrheit dienen.
Er hat sie beide angehört.
Das was sie sagten hat ihn empört.
Nach außen tat er regungslos,
im Innern war er nackt und bloß.
Er war noch jung, noch unbekannt.
Erst seit Kurzem regiert er sein Land.
Nun muss er sich bewähren,
in der Frauen Begehren.
Zu entscheiden,
diesen Beiden
Recht zu sprechen,
die Wahrheit zu finden, nicht zu brechen.
Der Hofstaat hält den Atem an.
Er hofft, dass Salomo das kann.

Denn schwierig ist die Situation.
In diesem Drama, hier vor seinem Thron.
Ungewöhnlich, was er dann befahl.
Es bäumt sich auf der ganze Saal.
Entsetzen erschüttert die Berater.
Sie sind nur Komparsen in diesem Theater.
Das lebende Kind mit dem Schwert zerschneiden.
So ist sein Spruch an diese Beiden.
Die eine weint, schreit lauthals auf.
Die andere nimmt des Kindes Tod in Kauf
Die eine ringt um des Kindes Leben,
man solle es doch der Anderen geben.
Die aber verharrt in der Gesinnung von Gewalt
Sie ist für Salomo die finstere Gestalt,
sie hat der Mutter ihr Kind gestohlen.
Und so hat er dann endgültig befohlen,
der liebenden Mutter ihr Kind zu geben.
Auf dass sie wieder miteinander leben.

„Und ganz Israel hörte das Urteil,
das der König gefällt hatte
und sie fürchteten sich vor dem König.
Denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes
in ihm war (rechtes) Gericht zu halten.“

Kommentar:

Die Bibel erzählt die Geschichte der beiden Frauen sehr rational mit dem Schwerpunkt der Wirksamkeit der Weisheit Gottes bei Konfliktlösungen. Emotionen klingen nur bei der Mutter des lebenden Kindes auf. Erstaunlich, und für mich erfreulich, ist die Tatsache, dass König Salomo die beiden Frauen trotz ihres fragwürdigen Gewerbes Recht spricht. Für mich ein Zeichen, dass Gottes aktivierte Gaben und Berufungen in Barmherzigkeit münden. Von einer Bestrafung der Kindesentführerin wird nicht berichtet. Darum möchte ich auf 4.Mose 14.18 hinweisen: „….. Der HERR ist langsam zum Zorn und groß an Gnade, der Schuld und Treubruch vergibt, aber keineswegs ungestraft lässt.“


(Gedicht, Autor: Manfred Reich, 2011)


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