Christliche Gedichte (z.B. Ostergedichte, Familiengedichte) und Lieder

christliche-gedichte.de - 19.04.2024
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Liebster Vater, soll es sein

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1. Liebster Vater, soll es sein,
daß ich heut an diesem Tage
letztmals mit Gebet erschein
und dir meine Not vortrage,
ach so reichte meine Sinnen
zu den hohen Himmelszinnen.

2. Tausend und viel tausend mal
sei du, Vater, hoch gepriesen,
daß in deiner Kinder Zahl
du mir eine Stell gewiesen,
daß ich dich hab lernen kennen
und in Christo Vater nennen.

3. Heilig, heilig, heilig sei
deines Namens Ehre,
deine Güte mancherlei,
deine Kraft und wahre Lehre!
Ich will dich dort ewig loben,
wenn ich bin zu dir erhoben.

4. Dein Reich hast du auch zu mir
hier in Gnaden lassen kommen,
mich berufen und zu dir
aus des Satans Macht genommen;
Jesus hat mir Heil und Frieden
durch sein Blut und Tod beschieden.

5. Darum wart ich mit Begier
ganz getrost auf´s Reich der Ehren,
nichts durchaus mehr ist allhier,
das mich soll davon abkehren;
komm, o König, laß erscheinen,
was ich wünsch und all die Deinen.

6. Deinem Willen tu ich mich
ganz zu einem Opfer geben.
Hab ich hier nicht völliglich nach
demselben können leben,
so werd ich doch dort erfüllen
mit den Engeln deinen Willen.

7. Täglich Brot und allerlei,
was zu meinem Stand gehöret,
hast du, Vater, mild und treu
mir zeitlebens auch bescheret;
nun du Himmelsbrot willst geben,
laß ich gern dies arme Leben.

8. Bleiben gleich die Meinen hier,
die mich länger möchten sehen,
weiß ich doch, daß nur bei dir
steht ihr Weh und Wohlergehen.
Ich befehle deiner Güte,
was mir lieget im Gemüte.

9. Nur, o Vater, laß du mir
alle Schulden sein vergeben,
daß ich rein und frei zu dir fahr
aus diesem Sündenleben.
Jesus hat mir Gnad erworben,
mit ihm ist die Schuld gestorben.

10. So vergeb ich auch gar leicht,
wie du, Vater, hast geheißen;
aller Zorn und Rach entweicht,
ich will lauter Lieb erweißen;
weil du, Gott, so viel erlassen,
will ich Mensch auch niemand hassen.

11. Rückt der letzte Kampf herzu,
tobet heftig Sünd und Hölle,
daß sie mir die Himmelsruh
raub und meinen Glauben fälle,
so steh du auf meiner Seiten,
die Versuchung zu bestreiten.

12. Mach mich alles Übels los,
gib der Sündennot ein Ende!
Ich ergebe ganz und bloß
mich in deine Vaterhände;
wollest mich von allem Bösen,
wie du weißt und kannst, erlösen.

13. An dem allen zweifl ich nicht,
denn du bist der Himmelskönig;
zu dir ist die Zuversicht,
der Welt und Höll ist dir zu wenig,
deine Kraft wird ewig stehen,
dein Herrschaft nie vergehen.


(Lied, Autor: Veit L. v. Seckendorf (1626 - 1692)