Christliche Gedichte (z.B. Ostergedichte, Familiengedichte) und Lieder

christliche-gedichte.de - 28.03.2024
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Es ist noch eine Ruh vorhanden

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Er sprach: Mein Angesicht soll vorangehen; damit will ich dich leiten.

2. Mose 33,14 (Luther 1912)


1. Es ist noch eine Ruh vorhanden;
auf, müdes Herz, und werde licht!
Du seufzest hier in deinen Banden,
und deine Sonne scheinet nicht.
Sieh auf das Lamm, das dich mit Freuden
dort wird vor seinem Stuhle weiden;
wirf hin die Last und eil ihm zu!
Bald ist der gute Kampf geendet,
bald, bald der saure Lauf vollendet,
dann gehst du ein zu deiner Ruh.

2. Ruhe hat Gott auserkoren,
die Ruhe, die kein Ende nimmt;
es hat, da noch kein Mensch geboren,
die Liebe sie uns schon bestimmt.
Das Gotteslamm, es wollte sterben,
uns diese Ruhe zu erwerben;
es ruft, es locket weit und breit:
„Ihr müden Seelen und ihr Frommen,
versäumet nicht, heut einzukommen
zu meiner Ruhe Lieblichkeit.“

3. So kommet denn, ihr matten Seelen,
die manche Last und Bürde drückt!
Eilt, eilt aus euern Kummerhöhlen,
geht nicht mehr seufzend und gebückt!
Ihr habt des Tages Last getragen;
dafür läßt euch der Heiland sagen:
„Ich selbst will eure Ruhstatt sein.“
Ihr seid sein Volk, gezeugt von oben;
ob Sünde, Welt und Satan toben,
seid nur getrost und gehet ein!

4. Was mag wohl einen Kranken laben
und einen müden Wandersmann?
Wo jener nur ein Bettlein haben
und sanfte darauf ruhen kann;
wenn dieser sich darf niedersetzen,
an einem frischen Trunk ergötzen:
wie sind sie so vergnügt!
Doch dies sind kurze Ruhestunden;
es ist noch eine Ruh erfunden,
wo man auf ewig stilleliegt.

5. Da wird man Freudengarben bringen,
denn unsre Tränensaat ist aus.
O welch ein Jubel wird erklingen
und süßer Ton im Vaterhaus!
Schmerz, Seufzen, Leid wird ferne weichen,
es wird kein Tod uns mehr erreichen;
wir werden unsern König sehn.
Er wird am Brünnlein uns erfrischen,
die Tränen von den Augen wischen.
Wer weiß, was sonst noch soll geschehn!

6. Da ruhen wir und sind in Frieden
und leben ewig sorgenlos.
Ach fasset dieses Wort, ihr Müden,
legt euch dem Heiland in den Schoß!
Ach, Flügel her! Wir müssen eilen
und uns nicht länger hier verweilen;
dort wartet schon die frohe Schar.
Fort, fort, mein Geist, zum Jubilieren,
begürte dich zum Triumphieren!
Auf, auf! es kommt das Ruhejahr.


(Lied, Autor: Johann Siegmund Kunth (1700 - 1779)