Komm, beuge dich, mein Herz und Sinn


1. Komm, beuge dich, mein Herz und Sinn,
vor Christi Throne tief darnieder!
Zu seinen Füßen sinke hin,
und bringī ihm deines Dankes Lieder;
erkenne, wie du selbst aus dir nichts bist,
wie Gott in dir und Allen Alles ist.

2. Wo wärī in dir ein Funken Kraft,
wenn du sie nicht erlangt von oben?
Wer hat dir Schutz und Ruhī geschafft
vor deiner Feinde List und Toben?
Wer hat der Wahrheit Glanz hervorgebracht?
Wer unterdrückt des Bösen finstre Macht?

3. Wer hat dich aus der Not befreit,
dein Leben der Gefahr entrissen?
Wer krönt dich mit Barmherzigkeit?
Wer läßt dich seine Rechte wissen?
Ist ER es nicht, der unerschöpfte Quell,
der täglich noch uns zufließt, stark und hell?

4. Ja, deine Hand hat uns gefasst,
und überall Verdienst und Hoffen
hinweg getan der Sünden Last,
daß nun der Himmel uns ist offen;
du machst das Herz von Furcht und Zweifel leer,
und selīger Friede waltet um uns her.

5. Was zwischen uns sich drängen will,
hat deine Kraft gar bald vernichtet;
du hälst den Tempel rein und still,
den du dir selbst in uns errichtet,
daß ewig fest steht deine Herrlichkeit,
die dir in uns der Vater geweiht.

6. Du überschüttest uns mit Liebī,
und reinigst Herzen, Mund und Sinnen,
daß wir aus deines Geistes Trieb
dich immer lieber noch gewinnen;
du drückst dem Geist der Reinheit Siegel auf,
daß unbefleckt wir enden unseren Lauf.

7. So nimm dafür zum Opfer hin
uns selbst mit Allem, was wir haben,
nimm Leib und Seelī, nimm Herz und Sinn
zum Eigentum statt andīrer Gaben.
Bereite selbst dir aus der Schwachen Wund
ein würdig Lob; machī deinen Namen kund!

8. Hinzu gib einen Sinn und Mut,
haltī uns in deinem Geist zusammen,
daß unser Herz mit heilīger Glut
entbrennī in deiner Liebe Flammen;
zu deinem Thron steigt unser Dank empor,
bis würdīger er erschallt im höhern Chor.


(Autor: Gottfried Arnold (1666 - 1714))