Nun bringen wir den Leib zur Ruh


1. Nun bringen wir den Leib zur Ruh
und decken ihn mit Erde zu, den Leib,
der nach des Schöpfers Schluß
zu Staub und Erde werden muß.

2. Er bleibt nicht immer Asch und Staub,
nicht immer der Verwesung Raub;
er wird, wann Christus einst erscheint,
mit seiner Seele neu vereint.

3. Hier, Mensch, hier lerne, was du bist,
schau hier, was unser Leben ist:
nach Sorge, Frucht und mancher Not
kommt endlich noch zuletzt der Tod.

4. Schnell schwindet unsre Lebenszeit,
auf Sterben folgt die Ewigkeit.
Wie wir die Zeit hier angewandt,
so folgt der Lohn aus Gottes Hand.

5. Es währen Reichtum, Ehr und Glück,
wie wir selbst, einen Augenblick;
so währt auch Kreuz und Traurigkeit,
wie unser Leben kurze Zeit.

6. O sichrer Mensch, besinne dich,
Tod, Grab und Richter nahen sich.
In allem, was du denkst und tust,
bedenke, daß du sterben mußt.

7. Hier, wo wir bei den Gräbern stehn,
soll jeder zu dem Vater flehn:
Ich bitt, o Gott, durch Christi Blut,
machs einst mit meinem Ende gut.

8. Laßt alle Sünden uns bereun,
vor unserm Gott uns kindlich scheun.
Wir sind hier immer in Gefahr,
nehm jeder seiner Seele wahr.

9. Wann unser Lauf vollendet ist,
so sei uns nah, Herr Jesu Christ;
mach uns das Sterben zum Gewinn,
zieh unsre Seelen zu dir hin.

10. Und wann du einst, du Lebensfürst,
die Gräber mächtig öffnen wirst,
dann laß uns fröhlich auferstehn
und dort dein Antlitz ewig sehn.


(Autor: Ehrenfried Liebich (1713 - 1780))