Der Hirt, am Kreuz gestorben


1. Der Hirt, am Kreuz gestorben,
hat Fried und Heil erworben;
nun heißt bei seinen Schafen
das Sterben ein Entschlafen.

2. Sie gehn nicht als Verbrecher
zur Strafe vor den Rächer;
sie gehn nur hin und liegen
wie Streiter nach dem Kriegen.

3. Ohn Angst vor ewgem Jammer
gehn sie in ihre Kammer,
zu Ruh sich zu begeben
auf frohes Wiederleben.

4. Sie legen ihr Glieder
in Ruhebettlein nieder
und fallen ohne Kummer
wie Kindlein in den Schlummer.

5. Auf göttliches Erbarmen,
in des Erlösers Armen,
erwählt zu Gottes Erben
lässt sich´s gar sanft hinsterben.

6. O Jesu, deine Gnade
macht, dass kein Sterben schade;
lass auf dein Blutvergießen
mich einst die Augen schließen.

7. Lass mir auf dein Versprechen
mein Herz im Glauben brechen;
bewahre mein Gebeine,
bis ich vor dir erscheine.

8. Dann lass mich froh erwachen,
mach meinen Mund voll Lachen
und lass mein neu Kleid glänzen
wie Lilien in dem Lenzen.


(Autor: Philipp Friedrich Hiller (1699 - 1769))