Klag deine Not dem lieben Gott


1. Klag deine Not
dem lieben Gott,
wenn alle dich verlassen
und keiner hört,
was dich verzehrt,
und deinen Schmerz kann fassen.

2. Eh du´s gesagt,
eh du´s geklagt,
hat er es schon erfahren;
mehr denn die Hut
der Mutter tut,
will er dein Haupt bewahren.

3. Er hat die Welt
auf Lieb gestellt;
so faßt er auch die Seinen:
nach Nacht und Leid
und Traurigkeit
muß dir sein Antlitz scheinen.

4. Sein ist die Zeit,
die Ewigkeit,
dein Leben und dein Sterben;
und wir sind hier
zu seiner Zier,
und seinen Reiches Erben.

5. So herrlich denkt,
der uns geschenkt
in seinem Sohne alles
und nicht gedacht
in Vatermacht
des tiefen Sündenfalles.

6. Von Anbeginn
war das sein Sinn
und dennoch kannst zu zagen?
So hier wie dort
gilt nur sein Wort,
und darauf sollst du´s wagen.

7. Was dein, ist sein,
was sein, ist dein,
o Meeresstrom von Liebe!
Wie da auch nur
noch eine Spur
von Not und Jammer bliebe!


(Autor: Albert Zeller (1804 - 1877)